~ Marion Schreiner: „Das blaue Haus“ ~

Bevor ich mich dem Roman von Cheryl Strayed – „Der große Trip – Wild“ (auch gesehen im Kino und sehr zu empfehlen) – widme, habe ich erst einmal ein anderes Buch beendet.

Dieses lag schon seit der Zeit vor Weihnachten bei mir herum und ich habe es stückchenweise gelesen: Marion Schreiners zweiter Teil der Trilogie um Dane Gelton und seine Familie: „Das blaue Haus“.

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Damit habe ich mein früheres Vorgehen weitergeführt und nähere mich Stück für Stück dem Beginn der Geschichte.

Habe ich mit „Vielleicht gab es keine Schuld“ zunächst die Geschichte von Dane’s Sohn Christopher verfolgt, erfuhr ich nun im zweiten der drei Bücher einiges über Dane’s Geschichte. Wie alles seinen Anfang nahm, erfahre ich dann später im ersten Teil der Trilogie mit dem Titel „Die Scheune“.

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„Er lag in einem Zimmer. Schäbig sah es aus. Aus dem Waschbecken roch es nach Jauche, das Bett nach alter ungelüfteter Bettwäsche und die Wände nach abgestandenem Essen. Widerlich.

[…]

Seinen Namen konnte er unmöglich weiter benutzen, nicht, nachdem er offiziell gestorben war. Aber das wollte ihn jetzt nicht interessieren. Später wollte er sich damit beschäftigen, da würde er genug Zeit haben. Jetzt wollte er erst einmal die Ruhe genießen.“

(S. 9)

***

„Das blaue Haus“ beginnt mit der Zeit, die Dane in der Psychiatrie Heaven verbringt. Nach seinen letzten Morden wurde er dort eingeliefert und zunächst medikamentös ruhig gestellt. Wir folgen als Leser seinem Weg weiter und lesen seine Gedanken über die anderen Insassen der Psychiatrie und wie Dane seinen Plan entwickelte, aus der Heilanstalt zu fliehen.

Er nahm den günstigsten Weg, den er finden konnte: er wählte den Tod.

„Ein selbst herbeigeführter Erstickungstod schloss die Akte und Dr. Brickson ließ Dane Gelton, nachdem er weder Atmung noch Herzschlag bei ihm feststellen konnte, in den Keller der Klinik bringen. […] Dr. Brickson war eben ein Anfänger!“

(S. 38)

Nachdem Dane auch den Weg zurück in die reale Welt gefunden hat, will er sich eigentlich auf den Weg zu seiner Frau Sarah machen. Ein Schneesturm und eine Lungenentzündung machen ihm einen Strich durch die Rechnung – er landet in einem Krankenhaus in einem Zweibettzimmer.

Sein Mitpatient Ragee ist ein älterer Mann von über achtzig Jahren und war in seinem Berufsleben Psychiater. Er ist wegen eines gebrochenen Arms und seiner Herzwerte in dem Krankenhaus untergebracht. Seine Tochter Julie wird auch noch eine große Rolle im Verlauf des Romans spielen. Zunächst jedoch lernen wir sie als Ziehtochter Ragee’s kennen und als angestellte Krankenschwester.

„Julie war recht jung und schlank, aber nicht mehr so jung, dass man sie für einen Teenager halten konnte. Sie musste etwas über dreißig sein. Ihr Haar war lang und blond, und sie hatte ein hübsches Gesicht, das auch im Alter noch hübsch aussehen würde. Ein rotes Haarband hielt ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden zusammen, wie es die Krankenhausvorschrift verlangte.“

(S. 98)

Da sich der Psychiater nicht aus einem vertreiben lässt, auch wenn man schon eine Weile im Ruhestand ist, ist es mehr als natürlich, dass sich Ragee näher mit seinem Zimmerkollegen beschäftigt. Schnell kommt der schlaue Mann dahinter, wen er da vor sich hat. Zwar benutzt Dane einen anderen Namen (Alan Christopher Campbell), aber Ragee lässt sich so leicht nichts vormachen.

Er und seine Ziehtochter versorgen Dane mit neuer Kleidung und Ragee bezahlt sogar seine Krankenhausrechnung. Dann nimmt er den mehrfachen Mörder und Psychopathen mit zu sich nach Hause.

In Erinnerung an einen ehemaligen Freund, dem er nicht bei seinen Problemen helfen konnte, versucht nun Ragee, Dane mit seinen Problemen zu helfen. Dabei versucht er, seine Pflegetochter Julie möglichst im Unklaren über die Identität seines Gastes zu lassen.

Nach und nach scheinen sich kleine Erfolge einzustellen und Alan aka Dane beginnt, Vertrauen zu Ragee zu fassen und fühlt sich zunehmend besser.

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„Dane bemerkte, wie sich etwas in ihm zu verändern begann. Dinge wie Frühstücken, Lesen, Spazierengehen und Einkaufen begannen, ihn mit Freude zu erfüllen. Sogar der lästige Wohnungsputz bereitete ihm Spaß.“

(S. 182)

***

Dennoch ist dem Leser schon von Beginn an klar, dass diese Situation nicht ewig so harmonisch bleiben kann. Es liegt nicht in Danes Natur, ein harmonisches Leben zu führen. Nicht nach allem, was ihm widerfahren ist.

Im Laufe der Geschichte erfahren wir, was Julie mit Danes erneutem Zusammenbruch und dem Verlust seines Vertrauens zu Ragee zu tun hat.

In gewisser Weise hat sie auch eine wahnsinnige Seite, die erst durch Dane und ihre besessene Liebe zu ihm zum Vorschein kommt.

Eine Besessenheit, mit der sie nicht nur sich selbst schadet, sondern auch ihrem geliebten Ziehvater Ragee, Danes Frau Sarah und natürlich Dane selbst…

Der Weg in den Abgrund hat mit dem Zusammentreffen von Dane und Julie begonnen…

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„Das blaue Haus“ – ist ein interessanter Roman, den Liebhaber von Krimigeschichten oder psychol0gischen Geschichten gelesen haben sollten.

Zwar ist es ungewöhnlich, eine Trilogie von hinten nach vorn zu lesen, aber ich fand dieses Experiment bis jetzt ziemlich interessant. Sicher ist es ungewöhnlich – und auch nicht in jedem Fall machbar – aber diese Trilogie war wie geschaffen dafür.

Ebenfalls einen Blick wert ist „Stumme laute Schreie“, der neueste Roman der Autorin Marion Schreiner, die sich derzeit wieder in England befindet und neuen Romanstoff verarbeitet.

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Ein Interview der Autorin zu diesem Buch findet ihr hier.

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Könntet ihr euch vorstellen, dieses Buch – oder die ganze Trilogie – zu lesen?

Welche Erwartungen habt ihr an die Geschichte?

Autor: booksandmore81

Fotografin, Leseratte, Film- & Serienliebhaberin, Tagträumerin.... und noch vieles mehr...

5 Kommentare zu „~ Marion Schreiner: „Das blaue Haus“ ~“

  1. Klingt spannend 🙂

    Sobald du die ganze Trilogie durch hast, muss ich wissen, welche Lesereihenfolge du empfiehlst – die chronologische oder die, die du gewählt hast. Ich bin ja eher immer dafür, eine mehrbändige Geschichte in der zeitlich richtigen Reihenfolge zu lesen, andererseits kann es auch sehr spannend sein, bspw. die Vorgeschichte erst später zu lesen.

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  2. Ich werde dir dann gerne Bescheid geben 🙂 Normalerweise lese ich Trilogien auch in der ursprünglich gedachten Reihenfolge, nur hier spielte auch der Zufall eine Rolle. Ich bekam „Vielleicht gab es keine Schuld“ als erstes der drei Bücher in die Hand und dann hat sich der Lesevorgang eben so ergeben.

    Bis jetzt hat es sich als ziemlich interessant erwiesen, da ich zwar das Grundgerüst von Danes Geschichte kannte, als ich den dritten Band las, nicht aber die genaueren Begebenheiten. Und diese breiten sich jetzt langsam vor mir aus.
    Es gibt bestimmt auch Trilogien, bei denen es nicht so einfach ist, einfach mit dem letzten Buch zu beginnen…

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  3. Das kommt ja hinzu: Versteht man alles,wenn man die Vorgeschichte nicht kennt?

    Andererseits sieht man bestimmte Dinge in der Vorgeschichte vielleicht aus einer anderen Perspektive,wenn man weiß,was sich daraus entwickelt.

    Hach, den einzig wahren Weg gibt es da wohl nicht 😀

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  4. Denk ich auch. Man muss das als Leser wahrscheinlich von Fall zu Fall einzeln beurteilen.

    So viele Trilogien lese ich eigentlich nicht. Die Geschichte um Cassia und Ky hab ich auch nicht beendet und Das Buch Emerald blieb bis jetzt auch das Einzige in der Reihe…

    Mal schauen, was die Lesezukunft so bringt…

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  5. Von Cassia und Ky habe ich auch nur den ersten Band gelesen. Erst kam ich wegen Geldsparerei nicht dazu, dann waren andere Bücher „wichtiger“ und nun hab ich zu viel vergessen und fände vermutlich schwer rein.

    Bei Emerald ging es mir ähnlich. Hier würde ich aber gern weiterlesen.

    Ich habe bei Reihen immer das Problem, andere Bücher zu „verpassen“ bzw.gibt es so viele Geschichten, die ich lesen möchte, und da halte ich mich ungern über mehrere Bücher im selben „Universum“ auf.

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