~ Eva Stachniak: „Der Winterpalast“ / „The Winterpalace“ ~

Spione. Immer und überall gab es sie – und wird sie auch in Zukunft geben.

Spies. Forever and always they have been working – in the past and definitely in the future.

„Spione bleiben normalerweise unsichtbar, außer sie werden enttarnt, oder sie treten freiwillig ans Licht der Öffentlichkeit. Die Ersteren waren so töricht, verräterische Spuren zu hinterlassen, die Letzteren haben ihre eigenen Gründe, sich zu offenbaren.“

(S. 11)

Bildquelle: https://i0.wp.com/www.suhrkamp.de/cover/200/35895.jpg
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Was passiert, wenn man als Spionin sein Misstrauen verliert und menschliches Vertrauen entgegenbringt?

Lauern überall Verräter – wem kann und darf man noch vertrauen?

What happens, if – as a spy – you loose your distrust and give trust?

Are the traitors everywhere? Whom can you trust – and whom should you?

***

Diese Fragen stellt sich die junge Warwara nicht, als sie als Tochter eines polnischen Buchbinders und einer verarmten Adligen geboren wurde, ihre Kindheit erlebte und nach Sankt Petersburg kam. Ihr Vater hatte dort gute Aufträge und arbeitete auch für Kaiserin Anna.

These are no questions for young Warwara when the daughter of a polish bookbinder and an impoverished aristocratic was born and lived through her childhood and then came to Sankt Petersburg. Her father had many orders on hand and also worked for emperess Anna.

Die spätere russische Kaiserin Elisabeth nahm Warwara nach dem Tod ihres Vaters unter ihre Fittiche und nach einer anfänglich sehr schlimmen Zeit für Warwara wird sie zur „Zunge“ – zur Informantin im Auftrag verschiedener Herren. Sie spioniert anfangs noch für ihren Lehrer, den Kanzler des Reiches, später für die Kaiserin selbst und die Großfürstin Katharina. Der ehemaligen Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst soll sich die junge Warwara nähern und ihre „Freundschaft“ anbieten.

The new emperess – Elisabeth – is looking after Warwara after her father died. Nevertheless the young woman had a horrible time until she is trained to be a „tongue“ – a spy by order of many. First she spied for her teacher – the chancellor of Russia, later on for the emperess herself – and for the grand duchess Katharina. The former princess Sophie of Anhalt-Zerbst should become „friends“ with Warwara – and she will have to do her job.

 

„Du könntest ihre Freundin werden, hatte die Kaiserin im Januar gesagt, als wir auf die Ankunft der Prinzessin warteten. […] Ist das der Grund, warum ich zum ersten Mal sehenden Auges gegen alle Gebote handelte?“

(S. 97/ 105)

 

Warwara ist nicht mehr nur die Spionin, die stur ihre Informantenaufgabe erledigt – sie hat Sehnsucht nach Vertrauen – auch wenn es nur ein flüchtiges Gefühl sein sollte. Sie beginnt, sich wichtig zu fühlen und natürlich wird ihr auch ein bestimmtes Vertrauensgefühl von ihren Auftraggebern entgegengebracht.

Aber wie zerbrechlich dieses Vertrauen und ihre Stellung ist, soll Warwara noch früh genug erfahren…

Warwara is no longer just the spy who does his job – she longs for trust – even if it is a fleeting feeling. She begins to feel important and definitely she is trusted by her clients.

But she soon learns how fragile this trust is …

 

Warwara wird auf Befehl der Kaiserin Elisabeth mit einem Soldaten verheiratet und sie ist mehrere Male nah dran, das ihr entgegengebrachte „Vertrauen“ zu verlieren. Doch sie fängt sich immer wieder und denkt, sie tue das Richtige.

Rückblickend wird ihr jedoch bewusst, dass sie nie eine wirkliche „Vertraute“ von Katharina war, sondern nur eine von vielen…

Warwara is married to a soldier – by the wish of Emperess Elisabeth and she nearly looses the „trust“ of her clients. But she always falls on her feet and thinks she is doing the right thing.

In Retrospective she sees things clearer and is more aware than ever that she was not a real „confidante“ but only one of many…

„Drei Personen, die immer um sie sind und nichts voneinander wissen, berichten mir, was vorgeht, und werden mich unfehlbar davon in Kenntnis setzen, wenn der entscheidende Moment gekommen ist.

(S. 9/ Brief Katharina an den britischen Gesandten am Hofe von Kaiserin Elisabeth)

 

* Wie ergeht es den Kindern von Warwara – und Katharina? What happens to the children of Warwara and Katharina?

* Welche Intrigen und Machenschaften werden am russischen Zarenhof gesponnen? What kind of intrigues are made at the royal court?

***

Eva Stachniak zeigt uns in „Der Winterpalast“ eine spannende Geschichte, mit vielen Details und historischen Persönlichkeiten, die sich zu einem farbenprächtigen Bild verbinden.

Eine Zeit, die von Umbrüchen gezeichnet ist, von dem Wunsch der Herrscher, zu strahlen und dem Wunsch der Bediensteten, zu gefallen.

Wir werden durch den wunderbaren Schreibstil tief hineingezogen in diese Geschichte, die mit „Die Zarin der Nacht“ eine Fortsetzung findet.

Mir fiel es unglaublich schwer, diesen historischen Roman aus der Hand zu legen – aber man braucht ja auch mal eine Pause.

Ich habe „Der Winterpalast“ regelrecht verschlungen und kann auch jedem nur halbwegs Interessierten diese Geschichte ans Herz legen.

Hier kann  man eine kurze Leseprobe erhalten.

Ich freue mich, wenn ihr mir eure Gedanken zum Buch mitteilt und ob es euch gefallen hat.

Autor: booksandmore81

Fotografin, Leseratte, Film- & Serienliebhaberin, Tagträumerin.... und noch vieles mehr...

2 Kommentare zu „~ Eva Stachniak: „Der Winterpalast“ / „The Winterpalace“ ~“

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