~ Das Oster- Q & A: Matthias Czarnetzki ~

An Karfreitag ist laut Überlieferung Jesus gekreuzigt worden und hat den Tod gefunden.

Auf meinem Blog stirbt heute keiner.

Die Q & A wird „wiederbelebt“ – nach einiger Zeit der Abwesenheit ist die Frage-/Antwortrunde zurück 🙂

 

Mein bereitwilliges „Opfer“ diesmal: der Leipziger Autor Matthias Czarnetzki, dessen bekannteste Heldin Lutetia Stubbs ich in einem früheren Artikel schon einmal vorgestellt habe.

 

Einige kurze Worte zum Autor:

Matthias Czarnetzki ist nicht der typische „Ich werde jetzt Schriftsteller“-Typ von Autor. Er ist mehr. Er hat als Banker und Journalist gearbeitet, Informatik studiert und ist neben seiner Arbeit an künftigen Büchern auch immernoch als Software-Architekt tätig.

Seine Bücher findet man auf amazon und Leseproben gibt es ebenfalls dort oder auf seiner Homepage.

 

Nun… das Q & A:

1. Deine Bücher über Lutetia Stubbs umfassen bisher drei Geschichten, eine vierte ist in Arbeit.
Lutetia ist ja nun keine alltägliche Person und sicherlich möchte man ihr nicht an einem ihrer schlechten Tage begegnen. Was fasziniert dich besonders an ihrem Charakter? Würdest du, sozusagen als ihr „Erschaffer“, etwas an ihr ändern wollen? (auch auf die Gefahr hin, dass sie ziemlich böse werden würde 😉 )

Lutetia hat felsenfeste Ansichten über das, was richtig und was falsch ist und setzt das kompromisslos durch. Genau das fasziniert mich an ihr – und darum beneide ich sie auch.  Wie oft machen wir um des lieben Friedens willen faule Kompromisse? Das würde Lutetia nie einfallen und genau deshalb habe ich sie so erschaffen.
Lutetia hat sich zwar etwas anders entwickelt, als ich das geplant habe, aber ich bin ganz zufrieden mit ihr. (Sorry, sie steht grad hinter mir und ich möchte da sicherheitshalber nichts anderes sagen 😉

 

2. Karl May brachte dich zum Schreiben. Du hast eine sehr konkrete Arbeitsweise, lässt dich möglichst nicht ablenken und bleibst ständig am Ball.
Wenn du dir einen Ort aussuchen könntest – egal wo auf der Welt, von dem du schreiben könntest – wo wäre das? Und wieso gerade da?

Die Long Library am Trinity College in Dublin – vorausgesetzt ich könnte mich da in eine Nische quetschen, die noch nicht von Touristen entdeckt wurde.
Diese Bibliothek ist für mich die Verkörperung der Literatur – hunderttausende Bücher, die Schriftsteller im Lauf der Jahrhunderte geschrieben haben, all ihre Ideen, Träume, Leidenschaften… alles ist dort zu finden. Und die Vorstellung, ein Teil davon zu sein, ist für mich ein gewaltiger Motivationsschub.

3. In meinem ersten Q & A habe ich Patrick Hundt, einen Reiseblogger aus Leipzig, zu Gast gehabt. Diese Art zu arbeiten und zu leben, finde ich persönlich sehr interessant, wüsste jetzt aber nicht auf Anhieb zu sagen, ob es für mich das Richtige wäre.
Könntest du dir vorstellen, neben deinen Kurzgeschichten und den Geschichten um Lutetia einen solchen Karriere- und Lebensweg einzuschlagen (gemäß dem Fall, deine Familie hätte die Zeit mitzumachen)?

Da bin ich wohl zu neugierig. Wenn es etwas Neues zu entdecken gibt – was auf Reisen ja immer der Fall sein sollte, dann lasse ich mich da voll drauf ein. Natürlich könnte ich über diese Entdeckungen Berichte und Artikel schreiben – während meiner Zeit als Journalist habe ich das ja auch getan – aber für meine Bücher brauche ich meine Phantasie. Und die braucht bei mir Ruhe, um reifen zu können.

4. Du hast eine wahre Riege von unterschiedlichen Büchern der verschiedensten Inhalte und Kategorien in deinen Regalen stehen: von Biologie über Mathematik bis hin zu Krimis und Belletristik.
Ich habe es schon an mir beobachtet, wie sich der Buchgeschmack und das Interesse an einzelnen Werken/ Autoren im Laufe der Zeit ändert.
Wie hat sich dein Buch-/Lesegeschmack im Laufe der letzten – sagen wir 5 Jahre – verändert?

Die radikalste Änderung kam durch meinen Kindle. Wenn man Printbücher kauft, dann ist das eine relativ hohe Investition – da ist man doch eher konservativ und setzt auf Autoren und Bücher, die man kennt und von denen man hoffentlich nicht enttäuscht wird.
Durch den Kindle und KDP gibt es jetzt aber die Möglichkeit, tausende neue Autoren kennenzulernen, die ihre Bücher dort veröffentlichen und die in der klassischen Verlagswelt wegen mangelnder wirtschaftlicher Erfolgsaussichten nie eine Chance gehabt hätten.
Natürlich gibt es unter den Selfpublishern auch viele einfach gestrickte Texte, die vollkommen zu Recht in den Schubladen versauern sollten – aber es gibt auch viele unangepasste Bücher, die neue Wege gehen und andere Geschichten erzählen, die mit ihren Ecken und Kanten in kein bekanntes Verlags/Buchhandelsschema passen (ich kann mir Pride and Prejudice and Zombies nicht wirklich in einer Buchhandlung vorstellen) aber bei denen es  einfach nur Spaß macht, sie zu lesen und die die Lust wecken, weiter auf Entdeckungsreise durch dieses Buchuniversum zu gehen.

 

5. Mit Blick in die Zukunft: Wie schätzt du deinen Lesegeschmack und Buchkonsum in – sagen wir 20 Jahren – ein?

Die Zeiten sind vorbei, in denen ich unkritisch alles gelesen habe, was mir unter die Finger kam. Ich achte jetzt mehr auf Qualität – das wird sich in den nächsten Jahren verschärfen. Ich muss zugeben, dass ich bei vielen Büchern nicht einmal die Leseprobe zu Ende lese. Wenn es mich nicht gleich packt, dann muss ich meine Lebenszeit nicht damit verschwenden – dazu ist sie zu wertvoll.
Wie sich mein Geschmack entwickelt, kann ich nicht sagen – das hängt von den Büchern ab, die ich in Zukunft lese. Aber mein Konsum wird steigen. Davon gehe ich aus.

6. Ich habe festgestellt, dass ich komischerweise immer wieder bei Buchserien lande.
Sei es „Young Sherlock Holmes“ (bisher 4 Bände) oder die Geschichten des Autors Ben Aaronovitch um seine Figur Peter Grant. Auch die Romane von Jill Shalvis aus ihrer „Lucky Harbor“-Reihe bevölkern mein Buchregal.

Bist du eher ein Liebhaber von „Einzelbüchern“ oder zieht es dich auch dann und wann zu Buchserien? Gibt es markante Buchserien in deinem Regal?

Ich hab alle Bücher von Terry Pratchett im Regal und die meisten Krimis von Edgar Wallace und Agatha Christie.

Bei Pratchett ist es faszinierend zu beobachten, wie er im Lauf der Jahre immer besser wurde. Die Bücher um Sam Vimes und Dodger enthalten so viel hintergründigen Humor und Satire, dass ich selbst bei mehrfachen Lesen immer noch etwas neues entdecken kann – das möchte ich mit meiner Lutetias-Stubbs-Reihe auch erreichen.

7. Schnellantwort- Runde: (Bitte schreib einfach das auf, was dir als Erstes in den Sinn kommt)

Lieblingsjahreszeit?

Frühling.

E-Book oder gedrucktes Buch?

E-Book

Gesprächspartner für ein Abendessen: Lutetia, George oder Marx (warum)?

Lutetia. George ist mir zu ähnlich, das wäre ein Selbstgespräch, Marx ist mir unsympathisch. Bleibt Lutetia. Außerdem ist sie so emanzipiert, das sie zahlt.

Was ist deiner Ansicht nach das größte Hindernis für heutige Neuschriftsteller – und wie könnten sie dies überwinden?

Ein Buch zu Ende zu schreiben – denn es ist harte Arbeit und trennt schon Spreu vom Weizen. Hier hilft nur Selbstdisziplin. Und wenn man damit fertig ist, dann heißt es wieder durchhalten, bis man seine Leser erreicht.
In den Medien werden immer die Geschichten des Über-Nacht-Erfolgs erzählt. Wenn man sich die Hintergründe ansieht, dann ist jeder Über-Nacht-Erfolg das Ergebnis von sieben Jahren harter Arbeit.
Deshalb sollte sich niemand vom ausbleibenden Erfolg entmutigen lassen, sondern immer weiter machen.

Wo kannst du am besten nachdenken und neue Ideen tanken?

Am See, wenn Wellen an den Strand plätschern. Zum Glück ist der Kulki nur 200 m weit weg.

Bester Film, den du in der letzten Zeit gesehen hast?

The Kings Speech. Ich gehe nicht wirklich oft ins Kino und Fernsehen muss auch nicht wirklich sein.
Eine TV-Serie könnte ich bieten: Castle. Er ist Schriftsteller (wie ich), gut aussehend (wie ich), witzig (wie ich), intelligent (wie ich), phantasievoll (wie ich), reich (ok, er ist ein fiktionaler Charakter). Keine Ahnung, warum ich die Serie so sehr mag 😉

Film – oder Buch-zum-Film?

Buch zum Film. Ich habe Stephen Kings „Es“ lieber gelesen, weil mir die Vorstellung, drei Stunden vor dem Fernseher zu sitzen, grauenhaft erschien.

Die heutige Welt ist durchzogen von Medien. Ohne welche Medien könntest du am ehesten leben? Was ist für dich hingegen unverzichtbar? Und: Aus welchem Grund hast du diese Wahl getroffen?

Überflüssig: Fernsehen. Unverzichtbar: Internet. Denn Fernsehen ist eine Einbahn-Straße, wer davor sitzt ist nur ein passiver Konsument. Im Netz kann man mitmachen, seine eigene Meinung einbringen – selbst was machen.

Größter Wunsch für die Zukunft?

Immer zufrieden zu sein, mit dem was ich erreicht habe, und nie die Lust zu verlieren, etwas Neues zu schaffen.

 

Ich hoffe, euch hat auch dieses Q & A gefallen und interessante Einblicke geliefert.

Matthias Czarnetzki ist übrigens auch auf Twitter, Facebook, xing und tumblr zu finden.

 

An dieser Stelle wünsche ich meinen Lesern schon jetzt ein schönes Osterfest im Kreis von Familie und Freunden und viel Spaß bei zukünftigen Leseabenteuern 🙂

Young Sherlock Holmes: „Nur der Tod ist umsonst“

Es beginnt alles bei einem Tätowierer.

Ein alter Mann mit grauem Haar…

Gerade noch hatte er einen Kunden, dann stürmt eine Wand von einem Mann in den Laden. Ihm folgt: ein neuer Kunde.

Er war kleiner und besser gekleidet als sein Herold und hielt einen kleinen Gehstock in der Hand. Eine Kältewelle schien mit ihm in den Raum gekommen zu sein. Eine seltsame Empfindung durchfuhr Kai Lung, und er brauchte einen Moment, um darauf zu kommen, was es war.

Angst. Es war Angst.“ (S. 10)

***

Danach springen wir rasant weiter ins erste Kapitel und werden Zeuge einer Violinenstunde, die Sherlock bei seinem Lehrer Rufus Stone hat. Dieser erweist sich in dieser Unterrichtsstunde als besonders ungeduldig:

„„Aufhören!“, rief Rufus Stone. „Du machst mich noch fertig!“ – Sherlock hob den Bogen von den Violinensaiten. „Nur nicht so melodramatisch.““ (S. 13)

Während der Violinenstunde, die Rufus Stone gibt, werden wir Zeuge des Phänomens, das Autor Andrew Lane in seine Sherlock-Bücher eingebaut hat: „Learning by Reading“.

Wir bekommen einen kurzen Einblick in die Musikwelt geboten, mit zwei ihrer Abkürzungen und deren Bedeutungen. So erfahren wir, welche Bedeutung ein # und ein tiefgestelltes b haben. Wir erfahren, dass italienische Begriffe als Orientierungshilfe bezüglich der Pausen oder Be- und Entschleunigung der Musikstücke dienen.

Im Laufe des Romans werden dem Leser noch einige „Learning by Reading“ – Fakten über den Weg laufen.

Auch gewinnen wir einen Einblick in die Gefühlswelt bzw. welche Bedeutung Gefühle für Sherlock haben. Es zeigt sich, dass schon der hier dargestellte junge Sherlock Gefühle zwar kennt und einordnen kann, sie ihm aber immer etwas fremd bleiben werden.

Ich…ich bin nicht sehr gut, was Emotionen anbelangt.“ (S. 22)

***

Im weiteren Verlauf des Buches erhalten wir – wie auch schon in den vergangenen Büchern – Einblicke in die Wahrnehmungsfähigkeit Sherlocks.

Abgerundet wird dieser Band durch die witzige und aufrichtige Freundschaft Sherlocks zu Matty. Dieser steht ihm in allen Lebenslagen zur Seite und rettet ihm durch eine Freundschaftsgabe das Leben.

Sherlock ist ein Junge mit Gerechtigkeitssinn. Das wird auch deutlich, als er sich Gedanken über die sozialen Standesunterschiede zwischen den Menschen macht:

Er fand es schlichtweg dumm, dass etwas so Simples wie ererbter Grundbesitz einen von den anderen Menschen abheben konnte. Wenn er erst einmal erwachsen war, würde er schon dafür sorgen, dass er niemals derartige soziale Unterschiede zwischen den Menschen machte.“ (S. 27)

***

Auch treffen wir Mrs. Eglantine wieder, die stets schwarz gekleidete Haushälterin mit großem Geheimnis. Sie sieht sich als Hauseigentümerin und setzt den Onkel Sherlocks unter Druck:

Langsam richtete sich Mrs. Eglantine auf. „Sie Narr“, sagte sie langsam und jedes Wort betonend. „In diesem Haus haben Sie nichts mehr zu melden. Jetzt habe ich hier das Sagen.“ (S. 34“)

 ***

Im Laufe der Geschehnisse des Bandes kommen Sherlock Erinnerungen hoch. Erinnerungen an die Paradolkammer, die er lieber verdrängen möchte.

So sieht er auf einem Markt zwei verdächtige Männer, die ihm noch in Zukunft begegnen werden: Einem fehlt das rechte Ohr, und er hat einen straffen Pferdeschwanz. Der andere ist ein blonder Mann mit Pockennarben.

Beide sind auf der Suche nach Amyus Crowe und seiner Tochter Virginia.

Da Sherlock die Vermutung hat, dass dies nichts gutes zu bedeuten hat, will er seinen Lehrer und dessen Tochter warnen.

Zuvor wird er aber noch der Wünsche Mrs. Eglantines für seine Zukunft gewahr:

„So endgültig“, zischte sie, „dass ich wünschte, man würde ihn in Stücke hacken und seine Einzelteile so verstreuen, dass niemand jemals auch nur ein Fitzelchen von ihm wiederfindet.“ (S. 63)

***

Als Sherlock endlich seinen Lehrer aufsuchen will, findet er das Cottage verlassen vor:

Der Raum war bar jeder persönlichen Gegenstände. Amyus und Virginia Crowe waren nicht einfach nur nicht da. Vielmehr gab es auch keinerlei Zeichen dafür, dass sie jemals hier gelebt hatten.“ (S. 138)

Auf der Suche nach Hinweisen stoßen Sherlock und Matty auf des Rätsels Lösung – auf einer Pferdekoppel. Ein Kaninchenbau. Was hat das wohl zu bedeuten?

***

Wohin sind Amyus Crowe und seine Tochter geflohen?

Aus welchem Grund haben Sie Farnham verlassen?

Wird Rufus Stone unbeschadet am Ziel ihrer Reise ankommen?

Welche weiteren Spuren hat der große Amerikaner gelegt, um von Sherlock gefunden zu werden?

Werden sie Crowe und seine Tochter finden?

Was haben ein Kaninchen und ein Braunbär mit der Lösung dieses Falles zu tun?

Wer ist der Mann mit den Tätowierungen und wieso steht Virginias Name auf seiner Stirn?

 ***

Diese und noch andere Fragen beantwortet der Autor in seinem neuesten Buch, das den englischen Titel „Fire Storm“ trägt.

Am Ende dieses Abenteuers findet sich Sherlock wieder zu Hause in der Bibliothek wieder. Ein neues freundliches Hausmädchen wurde eingestellt und alles scheint in Ordnung zu sein.

Aber der Schein trügt oft und ehe er sich versieht befindet sich der junge Detektiv schon mitten in einem neuen Abenteuer.

Auf einem Schiff in Richtung China….. oder Japan…

Wir werden es erfahren…

 ***

In der englischen Originalsprache sind bereits Band 5 („Snake Bite“) und 6 („Knife Edge“) erhältlich. Neben Andrew Lanes Arbeit als Autor haben auch die deutschen Übersetzer eine gute Arbeit geleistet.

„Nur der Tod ist umsonst“ lässt sich wunderbar leicht lesen und die Bilder rasen nur so im Kopf hintereinander her.

Wie ich auch schon bei den vorigen Bänden gesagt habe: Eine Verfilmung dieses Stoffes wäre grandios.

Bis dahin können Interessierte sich mit den Hörbüchern die Zeit vertreiben. Probehören kann man auf youtube hier.

* Last but not least: Ein herzliches Dankeschön an Frau Bachar vom Fischer Verlag für die Bereitstellung des Buchexemplars.