Akram El-Bahay: „Anouks Spiel“

Note to my english speaking readers: this article will only be published in german language.

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Seit ich die erste Lesung von Akram El-Bahay auf der Leipziger Buchmesse 2017 gehört habe, bin ich ein Fan des deutsch-ägyptischen Autors mit dem wunderbaren Erzähltalent.

Akram El-Bahay hat in den vergangenen Jahren seine Leser in diverse Welten entführt, von Wüsten (wie in seinen Debütromanen rund um die Drachen der Flammenwüste) über die Welt der Träume und Bücher, bis hin zu den Bibliotheksräumen der Bücherstadt. Jede Geschichte hat ihr eigene Geschwindigkeit, ihre eigenen Regeln und bahnt sich Wort für Wort, Seite für Seite ihren Weg in die Herzen der Leser.

Schon Herzenmacher und die Geschichte rund um den Dieb Sam (Bücherstadt, Bücherkönig, Bücherkrieg) haben mich fasziniert und mit dem neuesten Werk des Autors ist es nicht anders.

Lasst euch entführen in die Welt von „Anouks Spiel“.

Anouk hat Geburtstag – sie wird 13. Ein wichtiger und prägender Geburtstag. Und eigentlich freut sich das junge Mädchen auf die Geschenke, auf ihre Eltern und die Zeit mit ihnen. Wäre da nur nicht Anouks kleine Schwester Maya, die die Aufmerksamkeit ihrer Eltern fordert, wie es nur Babies und Kleinkinder können.

Anouk ist es leid, an ihrem Geburtstag die Aufmerksamkeit der Eltern teilen zu müssen und – wie an Geburtstagen üblich – wünscht sie sich etwas: dass ihre Eltern nur noch ihr gehören – und nicht Maya.

Und da es ihr Herzenswunsch ist, erlebt sie am nächsten Morgen eine folgenschwere Überraschung. Ihre Schwester ist verschwunden. So als habe sie nie existiert!

 

„Um sich von den quälenden Gedanken über Mayas unerklärliches Verschwinden abzulenken, griff sie das Paket und öffnete es. Darin lag ein in Geschenkpapier eingeschlagenes zweites Paket. Anouk packte es aus und zog ein altes Spiel hervor. Es sah ziemlich gebraucht aus. Als wäre es viele Jahre von vielen Menschen gespielt worden.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

 

Auf den ersten Blick erinnert der Handlungsweg von „Anouks Spiel“ ein wenig an Jumanji (den Original-Film habe ich übrigens geliebt und mag ihn auch heute noch sehr) und doch ist es ein wenig anders. Es sind eben die Nuancen die zählen und Akram El-Bahay besitzt das Talent, auch die feinen Einzelheiten herauszuheben und die Buch-Charaktere zu lieben Freunden werden zu lassen.

So lernen wir auch den zweiten Hauptcharakter des Buches kennen: Pan. Ein Schimpanse, der plötzlich in Anouks Zimmer auftaucht und sie über das Spiel aufklärt. Zunächst wirkt er etwas merkwürdig, aber er ist ein Charakter, den man im Laufe der Geschichte liebgewinnt und nicht missen möchte.

Mit Pans Hilfe beginnt Anouk zu verstehen, dass das Spiel dazu da ist, ausgesprochene Herzenswünsche, die sich als falsch erwiesen haben, rückgängig zu machen. Natürlich geschieht dies nicht auf einfachem Weg, sondern die Spieler müssen verschiedene Aufgaben lösen und Dinge sammeln, die sie später noch brauchen können. Aber es gibt auch einen Gegenspieler, der das Vorankommen des Spielers vereiteln und ihn am Gewinnen hindern will: der dunkle Prinz.

„Das Streitross spiegelt wie vieles in diesem Spiel den Charakter seines Besitzers wider. […] Ist er oder sie freundlich, hilfsbereit, aufopfernd, ein wenig mutig, kurz gesagt: Hat er oder sie das Herz am rechten Fleck wie ein Schimpanse, so wird es zu einem unerträglich schönen Tier.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

Auf dem Weg durch die verschiedenen Spielwelten (u.a. Wald, Wüste, Wasser) lernt Anouk die verschiedenen Nebencharaktere kennen, unter anderem Wurzelmenschen, Wipflinge, Eulen, Piraten und einen Dschinn.

Sie muss Streite schlichten, Freunde finden und wieder verlieren und darf trotzdem nie ihre Mission aus den Augen verlieren: Sie muss das Spiel gewinnen, um ihre Schwester und sich selbst zu retten.

Anouk hat kleine Siege, aber auch Niederlagen zu durchleben. Irgendwann lernt sie den im Spiel lebenden Regelmacher kennen, dem sie ebenfalls aus einer sehr misslichen Situation helfen muss – und dieser bedankt sich auf seine Weise:

„Wenn ich dir einen Rat mit auf deinen stürmischen Weg geben darf… Gleich, welche Waffe du schwingst und welches Ross du reitest, es ist einzig dein Herz, das du gegen den dunklen Prinzen in die Waagschale werfen kannst. Halte an ihm und an deiner Güte fest.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

 

Doch trotz allen Fortschritten scheint der dunkle Prinz  ihr stets einen Schritt voraus zu sein…

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Was hat es mit dem dunklen Prinzen auf sich?

Wird Anouk alle Aufgaben bestehen?

Wie wirkt sich die Zeit im Spiel auf ihr Herz aus?

Und was haben Piraten in der Wüste zu suchen?

 

Diese und andere Fragen beantwortet Akram El-Bahay wunderbar mystisch in seinem neuesten Buch „Anouks Spiel“. Es geht um Feindschaften, Freundschaften, Streitigkeiten und den Wert des Lebens – und es geht um Geschichten…

„Geschichten sagen dir, wo du herkommst. Sie können dir von fremden Orten berichten und solchen, deren Entfernung nicht in Metern, sondern in Jahren gerechnet wird. Sie helfen dir zu verstehen, warum die Welt so ist, wie sie ist. Und wie du sie zu einem besseren Ort machen kannst.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

 

An dieser Stelle bedanke ich mich bei der Ueberreuter-Verlagsgruppe und Akram El-Bahay für die Bereitstellung des E-Book-Exemplars von „Anouks Spiel“.

Der Autor hat es wieder einmal geschafft, auch erwachsene Leser für ein als „Kinderbuch“ deklariertes Werk zu begeistern und in eine weitere seiner spannenden Welten zu entführen. Ich bin gespannt, welche Geschichten Akram El-Bahay noch hervorzaubern wird und freue mich schon sehr auf die Veröffentlichung von „Das Schattentor: Ministry of Souls“ im September dieses Jahres.

~ Marion Schreiner: „Lydias Haus“ ~

Dear english-speaking readers: Please note that the books of Marion Schreiner are only available in german language. If any of you would like to have the quotes in english – please contact me 🙂 and I will happily translate.

Nach den Ereignissen in „Es blieb nur dieser Blick“ schrieb Marion Schreiner rasch den nachfolgenden Krimi „Lydias Haus“, der uns noch tiefer in die Geschichte von Kale Hatfield und Rachel Finley zieht.

After the things happening in „Just this look…“ Marion Schreiner worked really fast to give us readers the following novel with the title „The House of Lydia“, which pulls us deeper into the story of Kale Hatfield and Rachel Finley.

lydias haus marion homepage
Quelle: Homepage Marion Schreiner

Nach den Ereignissen am Ende des ersten Teils landet Rachel in einer Psychiatrie, da sie in dem starken Glauben, den Tod Kales verursacht zu haben, selbstmordgefährdet ist und unter Beobachtung steht.

After what happened at the end of the first book Rachel is now living in a psychiatry. She believes that she is responsible for the death of Kale and so she is in a suicidal mood and needs care.

Slowly she learns to manage her life again.

Langsam lernt sie, ihr Leben wieder in Angriff zu nehmen und selbst zu bewältigen.

Doch die Erinnerung und die Ungewissheit um das Schicksal von Kale lassen ihr keine Ruhe…

But the memories are haunting her and she desperately needs to know what happened to Kale.

And also another person has an eye on Rachel…

Und noch eine Person hat Rachel unter Beobachtung…

„War es nicht ein merkwürdiges Zusammentreffen von Lydia Hays und mir? […] Sie heilte meine verunglückte Welt ein wenig in einer Art und Weise, die sich befreiend anfühlte.“

(E-Book-Ausgabe, S. 36)

Was Rachel nicht weiß: Kale hat die Ereignisse im Wald überlebt und sich seines jahrelangen Peinigers entledigt. Besser gesagt: Tristan hat dies getan.

Diese eine seiner Persönlichkeiten, die zu Gewalttaten neigt und vor nichts zurückschreckt.

Here’s the thing that Rachel doesn’t know: Kale lived through the things that happened in the woods and stopped the life of his plaguer. Better: Tristan ended the life of Ian Morgan.

He is one of Kales personalities – the one who is drawn to violence and isn’t shy about cruel situations.

Zwar hat er ihm in diesem Fall „geholfen“, aber nicht ohne den Preis des Lebens eines Unschuldigen einzufordern. Tristan ist unberechenbar und schreckt auch nicht davor zurück, Kale selbst verletzen zu wollen…

In this case he „helped“ Kale, but not without ending the life of an innocent man. Tristan is erratic and he also isn’t shy about hurting even Kale himself…

„So kümmerten sich alle wie eine große Familie um Kale und retteten sein Leben.

Zum ersten Mal hatten sich alle gegen Tristan verbündet und sich so offensichtlich und solidarisch auf Kales Seite gestellt wie nie zuvor. […]

Er sollte endlich das Grundvertrauen gewinnen, dass er nicht alleine war.“

(E-Book-Ausgabe, S. 96)

In „Lydias Haus“ erleben wir mit, wie Kale versucht, mit seinem Leben klar zu kommen und welche Schwierigkeiten er dabei hat. Er lernt eine nette Frau kennen, Jennifer Gordon, mit der er kurze Zeit zusammenlebt. Allerdings auch nicht ohne Schwierigkeiten. Da er keine körperliche Nähe zulassen kann, ohne dass Tristan in Erscheinung tritt, leidet die Beziehung. Jennifer wird schwanger, aber trotzdem kann diese Beziehung nicht funktionieren, obwohl sich Kale sehr bemüht, für Jenn und das Kind zu sorgen. Ihrer beider Tochter wird letztendlich von Jenn zur Adoption freigegeben…

In „The House of Lydia“ we get to see how Kale tries to cope with his life and what kind of problems he is facing. He got to met a nice woman called Jennifer Gordon, with whom he lives together for a short period of time. But not without further problems.

Since he can’t let physical closeness happen with others without Tristan coming to life – it is sure that this relationship can’t work. Still, Jennifer gets pregnant and Kale really works hard to be there for her and the child. But Jennifer has no real feelings for her child and so the baby-girl of her and Kale is adopted…

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Währenddessen verfolgen wir, wie Rachels Leben mit Lydia Hays weitergeht, nachdem diese sie zu sich genommen hat…

Also Rachel has to cope with his life with Lydia Hays, after the doctor take her to live together in her house…

„Hier stellt sich bald die Frage, wer von uns beiden eine Therapie brauchte.“

(E-Book-Ausgabe, S. 125)

Rachel hatte schon von Beginn an ein merkwürdiges Gefühl, als sie bei Lydia einzog. Die Ärztin benahm sich merkwürdig und Rachel fühlte sich überwacht und hatte den Verdacht, dass ihr etwas verschwiegen wurde.

From the first moment on Rachel had a strange feeling about moving in with Lydia. The doctor behaved odd and Rachel felt controlled and had the feeling that something wasn’t right…

After a while she decided to turn things around to get more information about Lydia and maybe get away from this place…

Nach einer Weile sann sie auf eine List, um mehr über Lydia zu erfahren und vielleicht auch von ihr wegzukommen…

„Meine ersten Versuche mit der hellgrünen Pille hatten funktioniert. […] Ich war ganz neugierig, wie das Medikament auf sie wirken würde. […] Ich wollter sie beobachten und studieren.“

(E-Book-Ausgabe, S. 247)

Währenddessen landet Kale in einer sehr verzwickten Situation mit dubiosen Gestalten, die für ihn mitunter lebensgefährlich werden kann. Darunter leidet nicht nur er – sondern auch Jenn, die diese Aktion ins Krankenhaus bringt…

Meanwhile Kale was trapped in a situation with shady characters that could turn out bad for him. Not only he is suffering, but also Jenn, who is brought to hospital after being attacked…

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Während all dieser Geschehnisse rund um Rachel und Kale erfahren wir auch Interessantes über die Vergangenheit von Lydia Hays, die Kale persönlich kennengelernt hat. Wir erfahren, dass sie eine Kundin von Kale in dessen Tagen als Dressman war – und noch einiges zu verbergen hat…

With all these things happening we also get to know some things about the past of Lydia Hays… She personally knows Kale because she was a client of his during his work as a dressman. And… she has some other secrets…

Gegen Ende dieses Teils misstraut Rachel dieser Lydia Hays so sehr, dass sie ihr zukünftiges Verhalten nicht mehr richtig einschätzen kann und stetig unsicherer wird.

At the end of this story Rachel is really distrustful of Lydia – and she really can’t rate the reactions of the doctor…

„Ja, ich vertraute jedem so lange, bis ich ihm überhaupt nicht mehr vertraute. Dieser Fall war jetzt eingetreten und ich bezweifelte, dass ich meine Unsicherheit vor ihr verbergen konnte.“

(E-Book-Ausgabe, S. 265)

Trotz der Vorliebe für starke, ernste und düstere Themen hat Marion Schreiner in „Lydias Haus“ ein Herz für die Fans von Happy-Ends und gibt Kale und Rachel zum Ende zu ein filmreifes Wiedersehen, welches man sich gut auf einer Leinwand vorstellen kann:

Even though Marion Schreiner is writing dark and strong stories, she has a heart for the lovers of happy-ends. So Rachel and Kale are getting their movie-like reunion…

„Ich sah, wie er winkte, sich dann umdrehte und zu seinem Wagen ging. Ich ließ ihn ziehen, denn es konnte nicht Kale sein. Er wäre bei meinem Anblick zurückgekommen und hatte mich hier rausgeholt…“

„Kale sah noch einmal zu Rachel hinüber. Sie lächelte nicht, als er ihr zuwinkte. […] Er drehte sich um und ging zu seinem Wagen. Wenn sie es verhindern wollte, hätte sie gerufen oder gewunken.“

„Es passierte etwas, das ich nie für möglich gehalten hätte: Kale Hatfield nahm mich in seine Arme.“

(E-Book-Ausgabe, S. 274/ 275)

…if only for a short time…

We know that the story of Kale and Rachel – and Lydia – is not over yet.

And so Marion Schreiner is putting in some words to make us curious for the third novel in the story of Kale Hatfield…

Allerdings kann dieses Geschichte um Kale und Rachel – und Lydia – hier nicht zu Ende sein und so findet Marion Schreiner auch ein paar schöne Worte, um uns auf den nächsten Teil neugierig zu machen…

„Denn als ich Lydias Blick sah, wusste ich, dass noch zu viele Geheimnisse zwischen uns standen, die das Glück von Kale Hatfield verhindern würden.“

(E-Book-Ausgabe, S. 275)

lydias haus 2
Screenshot-Quelle: Amazon

Der dritte Teil der Geschichte um Kale Hatfield ist in Arbeit, sogar fast fertig und Marion Schreiner gibt interessierten Lesern hier einen Einblick, wie es weitergeht…

Seid gespannt!

The third part of the story is in the works, nearly done – and Marion has given us some insights on the facebook-page on how the story continues…

Be curious!

~ Das Oster- Q & A: Matthias Czarnetzki ~

An Karfreitag ist laut Überlieferung Jesus gekreuzigt worden und hat den Tod gefunden.

Auf meinem Blog stirbt heute keiner.

Die Q & A wird „wiederbelebt“ – nach einiger Zeit der Abwesenheit ist die Frage-/Antwortrunde zurück 🙂

 

Mein bereitwilliges „Opfer“ diesmal: der Leipziger Autor Matthias Czarnetzki, dessen bekannteste Heldin Lutetia Stubbs ich in einem früheren Artikel schon einmal vorgestellt habe.

 

Einige kurze Worte zum Autor:

Matthias Czarnetzki ist nicht der typische „Ich werde jetzt Schriftsteller“-Typ von Autor. Er ist mehr. Er hat als Banker und Journalist gearbeitet, Informatik studiert und ist neben seiner Arbeit an künftigen Büchern auch immernoch als Software-Architekt tätig.

Seine Bücher findet man auf amazon und Leseproben gibt es ebenfalls dort oder auf seiner Homepage.

 

Nun… das Q & A:

1. Deine Bücher über Lutetia Stubbs umfassen bisher drei Geschichten, eine vierte ist in Arbeit.
Lutetia ist ja nun keine alltägliche Person und sicherlich möchte man ihr nicht an einem ihrer schlechten Tage begegnen. Was fasziniert dich besonders an ihrem Charakter? Würdest du, sozusagen als ihr „Erschaffer“, etwas an ihr ändern wollen? (auch auf die Gefahr hin, dass sie ziemlich böse werden würde 😉 )

Lutetia hat felsenfeste Ansichten über das, was richtig und was falsch ist und setzt das kompromisslos durch. Genau das fasziniert mich an ihr – und darum beneide ich sie auch.  Wie oft machen wir um des lieben Friedens willen faule Kompromisse? Das würde Lutetia nie einfallen und genau deshalb habe ich sie so erschaffen.
Lutetia hat sich zwar etwas anders entwickelt, als ich das geplant habe, aber ich bin ganz zufrieden mit ihr. (Sorry, sie steht grad hinter mir und ich möchte da sicherheitshalber nichts anderes sagen 😉

 

2. Karl May brachte dich zum Schreiben. Du hast eine sehr konkrete Arbeitsweise, lässt dich möglichst nicht ablenken und bleibst ständig am Ball.
Wenn du dir einen Ort aussuchen könntest – egal wo auf der Welt, von dem du schreiben könntest – wo wäre das? Und wieso gerade da?

Die Long Library am Trinity College in Dublin – vorausgesetzt ich könnte mich da in eine Nische quetschen, die noch nicht von Touristen entdeckt wurde.
Diese Bibliothek ist für mich die Verkörperung der Literatur – hunderttausende Bücher, die Schriftsteller im Lauf der Jahrhunderte geschrieben haben, all ihre Ideen, Träume, Leidenschaften… alles ist dort zu finden. Und die Vorstellung, ein Teil davon zu sein, ist für mich ein gewaltiger Motivationsschub.

3. In meinem ersten Q & A habe ich Patrick Hundt, einen Reiseblogger aus Leipzig, zu Gast gehabt. Diese Art zu arbeiten und zu leben, finde ich persönlich sehr interessant, wüsste jetzt aber nicht auf Anhieb zu sagen, ob es für mich das Richtige wäre.
Könntest du dir vorstellen, neben deinen Kurzgeschichten und den Geschichten um Lutetia einen solchen Karriere- und Lebensweg einzuschlagen (gemäß dem Fall, deine Familie hätte die Zeit mitzumachen)?

Da bin ich wohl zu neugierig. Wenn es etwas Neues zu entdecken gibt – was auf Reisen ja immer der Fall sein sollte, dann lasse ich mich da voll drauf ein. Natürlich könnte ich über diese Entdeckungen Berichte und Artikel schreiben – während meiner Zeit als Journalist habe ich das ja auch getan – aber für meine Bücher brauche ich meine Phantasie. Und die braucht bei mir Ruhe, um reifen zu können.

4. Du hast eine wahre Riege von unterschiedlichen Büchern der verschiedensten Inhalte und Kategorien in deinen Regalen stehen: von Biologie über Mathematik bis hin zu Krimis und Belletristik.
Ich habe es schon an mir beobachtet, wie sich der Buchgeschmack und das Interesse an einzelnen Werken/ Autoren im Laufe der Zeit ändert.
Wie hat sich dein Buch-/Lesegeschmack im Laufe der letzten – sagen wir 5 Jahre – verändert?

Die radikalste Änderung kam durch meinen Kindle. Wenn man Printbücher kauft, dann ist das eine relativ hohe Investition – da ist man doch eher konservativ und setzt auf Autoren und Bücher, die man kennt und von denen man hoffentlich nicht enttäuscht wird.
Durch den Kindle und KDP gibt es jetzt aber die Möglichkeit, tausende neue Autoren kennenzulernen, die ihre Bücher dort veröffentlichen und die in der klassischen Verlagswelt wegen mangelnder wirtschaftlicher Erfolgsaussichten nie eine Chance gehabt hätten.
Natürlich gibt es unter den Selfpublishern auch viele einfach gestrickte Texte, die vollkommen zu Recht in den Schubladen versauern sollten – aber es gibt auch viele unangepasste Bücher, die neue Wege gehen und andere Geschichten erzählen, die mit ihren Ecken und Kanten in kein bekanntes Verlags/Buchhandelsschema passen (ich kann mir Pride and Prejudice and Zombies nicht wirklich in einer Buchhandlung vorstellen) aber bei denen es  einfach nur Spaß macht, sie zu lesen und die die Lust wecken, weiter auf Entdeckungsreise durch dieses Buchuniversum zu gehen.

 

5. Mit Blick in die Zukunft: Wie schätzt du deinen Lesegeschmack und Buchkonsum in – sagen wir 20 Jahren – ein?

Die Zeiten sind vorbei, in denen ich unkritisch alles gelesen habe, was mir unter die Finger kam. Ich achte jetzt mehr auf Qualität – das wird sich in den nächsten Jahren verschärfen. Ich muss zugeben, dass ich bei vielen Büchern nicht einmal die Leseprobe zu Ende lese. Wenn es mich nicht gleich packt, dann muss ich meine Lebenszeit nicht damit verschwenden – dazu ist sie zu wertvoll.
Wie sich mein Geschmack entwickelt, kann ich nicht sagen – das hängt von den Büchern ab, die ich in Zukunft lese. Aber mein Konsum wird steigen. Davon gehe ich aus.

6. Ich habe festgestellt, dass ich komischerweise immer wieder bei Buchserien lande.
Sei es „Young Sherlock Holmes“ (bisher 4 Bände) oder die Geschichten des Autors Ben Aaronovitch um seine Figur Peter Grant. Auch die Romane von Jill Shalvis aus ihrer „Lucky Harbor“-Reihe bevölkern mein Buchregal.

Bist du eher ein Liebhaber von „Einzelbüchern“ oder zieht es dich auch dann und wann zu Buchserien? Gibt es markante Buchserien in deinem Regal?

Ich hab alle Bücher von Terry Pratchett im Regal und die meisten Krimis von Edgar Wallace und Agatha Christie.

Bei Pratchett ist es faszinierend zu beobachten, wie er im Lauf der Jahre immer besser wurde. Die Bücher um Sam Vimes und Dodger enthalten so viel hintergründigen Humor und Satire, dass ich selbst bei mehrfachen Lesen immer noch etwas neues entdecken kann – das möchte ich mit meiner Lutetias-Stubbs-Reihe auch erreichen.

7. Schnellantwort- Runde: (Bitte schreib einfach das auf, was dir als Erstes in den Sinn kommt)

Lieblingsjahreszeit?

Frühling.

E-Book oder gedrucktes Buch?

E-Book

Gesprächspartner für ein Abendessen: Lutetia, George oder Marx (warum)?

Lutetia. George ist mir zu ähnlich, das wäre ein Selbstgespräch, Marx ist mir unsympathisch. Bleibt Lutetia. Außerdem ist sie so emanzipiert, das sie zahlt.

Was ist deiner Ansicht nach das größte Hindernis für heutige Neuschriftsteller – und wie könnten sie dies überwinden?

Ein Buch zu Ende zu schreiben – denn es ist harte Arbeit und trennt schon Spreu vom Weizen. Hier hilft nur Selbstdisziplin. Und wenn man damit fertig ist, dann heißt es wieder durchhalten, bis man seine Leser erreicht.
In den Medien werden immer die Geschichten des Über-Nacht-Erfolgs erzählt. Wenn man sich die Hintergründe ansieht, dann ist jeder Über-Nacht-Erfolg das Ergebnis von sieben Jahren harter Arbeit.
Deshalb sollte sich niemand vom ausbleibenden Erfolg entmutigen lassen, sondern immer weiter machen.

Wo kannst du am besten nachdenken und neue Ideen tanken?

Am See, wenn Wellen an den Strand plätschern. Zum Glück ist der Kulki nur 200 m weit weg.

Bester Film, den du in der letzten Zeit gesehen hast?

The Kings Speech. Ich gehe nicht wirklich oft ins Kino und Fernsehen muss auch nicht wirklich sein.
Eine TV-Serie könnte ich bieten: Castle. Er ist Schriftsteller (wie ich), gut aussehend (wie ich), witzig (wie ich), intelligent (wie ich), phantasievoll (wie ich), reich (ok, er ist ein fiktionaler Charakter). Keine Ahnung, warum ich die Serie so sehr mag 😉

Film – oder Buch-zum-Film?

Buch zum Film. Ich habe Stephen Kings „Es“ lieber gelesen, weil mir die Vorstellung, drei Stunden vor dem Fernseher zu sitzen, grauenhaft erschien.

Die heutige Welt ist durchzogen von Medien. Ohne welche Medien könntest du am ehesten leben? Was ist für dich hingegen unverzichtbar? Und: Aus welchem Grund hast du diese Wahl getroffen?

Überflüssig: Fernsehen. Unverzichtbar: Internet. Denn Fernsehen ist eine Einbahn-Straße, wer davor sitzt ist nur ein passiver Konsument. Im Netz kann man mitmachen, seine eigene Meinung einbringen – selbst was machen.

Größter Wunsch für die Zukunft?

Immer zufrieden zu sein, mit dem was ich erreicht habe, und nie die Lust zu verlieren, etwas Neues zu schaffen.

 

Ich hoffe, euch hat auch dieses Q & A gefallen und interessante Einblicke geliefert.

Matthias Czarnetzki ist übrigens auch auf Twitter, Facebook, xing und tumblr zu finden.

 

An dieser Stelle wünsche ich meinen Lesern schon jetzt ein schönes Osterfest im Kreis von Familie und Freunden und viel Spaß bei zukünftigen Leseabenteuern 🙂

~ Lutetia Stubbs: interessant, leicht irre und irgendwie faszinierend ~

Wie ich bereits in einem früheren Artikel erwähnte, finde ich Twitter als Kommunikationsmittel mit seinem 140-Zeichen-Limit gar nicht so schlecht.

Ich stolpere fast täglich über neue Entdeckungen und Autoren, dass ich viel viel mehr Zeit bräuchte, um wenigstens bei jedem von ihnen einmal in ein Werk hineinzuschnuppern.

Aber ich versuche zumindest, mich zu bemühen – und nun hat sich ein E-Book des Leipziger Autors Matthias Czarnetzki auf meinem Trekstor-Gerät eingenistet und wartet geduldig auf Nachfolgeliteratur seines Erzeugers.

„Lutetia Stubbs: Herz aus Stein“ – so lautet der Titel des mehr als 200-Seiten langen Werkes. Es ist übrigens das zweite in der Reihe um die faszinierende Hauptfigur Lutetia Stubbs.

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Normalerweise fängt man ja Serien meistens von vorn an, aber ich wollte an dieser Stelle einfach mal testen, ob man sich auch gut in eine Geschichte und dessen Charaktere hineintasten und -fühlen kann, wenn man den Anfang der Geschichte nicht kennt.

Es war ein wenig kompliziert und manchmal auch verwirrend, aber nach einer Weile ist es mir gelungen, die Charaktere zu identifizieren, auseinanderzuhalten und liebzugewinnen.

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Einblick 1

Die Ereignisse aus diesem zweiten Buch spielen rund ein halbes Jahr nach den Geschehnissen des ersten Buches mit dem schönen Untertitel: „Kellerleichen – und wie man sie nicht entsorgt“.

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Kellerleichen…

Lutetia, ihr Mann George und ihr Zwillingsbruder Marx wohnen schon eine Weile auf der Burg in Borough – und schon gibt es wieder Leichen.

Allerdings sind diese nicht immer ganz vollständig – und bei/ in einigen finden sich auch Dinge, die nicht in eine normale Leiche gehören. George muss es wissen, ist er doch der örtliche Leichenbestatter…

In einer Leiche findet sich ein Herz aus Basalt und wirft Fragen auf: wieso hatte der (sowieso nicht beliebte Verstorbene) sein „normales“ Herz nicht mehr, wo war das Herz, woher kam das Herz aus Stein – und wem hatte es ursprünglich mal gehört…

Doch nicht nur Lutetia muss sich mit Leichenproblemen herumärgern, auch die diversen Nebencharaktere sorgen für rasante Action und lassen es nicht langweilig werden.

Da hätten wir zunächst Lutetias Vater Harold. Nebst seiner Haushälterin Brenda – die eigentlich gern mehr wäre, aber erstmal dafür sorgen muss, dass ihr Arbeitgeber und sie nach einem Casinobesuch in Las Vegas am Leben bleiben.

Dann gibt es in Borough einen Arzt namens Ruteledge, der auch so seine Geheimnisse hat und nicht wirklich gut auf Lutetia zu sprechen ist.

Diverse Mafiosi, russische Gangster und eine plötzlich aufgetauchte Touristin (die gar keine ist) komplettieren den rasanten Reigen um die Ereignisse, die sich in diesem Buch abspielen und den Leser an die Schrift fesseln.

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Das ist erst der Anfang…

Nebenher muss sich Lutetia ihres Bruders erwehren (dessen Geldgier und kleinere Drohungen den Verstand ein wenig vernebelt haben) und dafür sorgen, dass die Burg auch ihr Zuhause bleibt!

„Wer war das?“

„Jemand, der behauptet, dass ihm die Burg gehört. Er will, dass wir in vierundzwanzig Stunden verschwunden sind.“ Lutetia blätterte durch die Papiere, die ihr der Anwalt gegeben hatte. […]

„Warum erschießen wir ihn nicht einfach?“

„Wischst du die Schweinerei dann weg?“

„Nein.“

„Deshalb.“

(S. 67 Ebook-Ausgabe)

 

Lutetia Stubbs ist die Art von Person, mit der man sich nicht anlegen sollte. Zumindest nicht, wenn man vorhat, etwas länger zu leben.

„Was mich in diesem Zusammenhang interessiert: sind Sie eine gewalttätige Psychopathin?“

„Dann wäre mein Leben einfacher.“

(S. 77 Ebook-Ausgabe)

 

Und: potentielle Killer sollten sich lieber zweimal überlegen, ob sie sich mit Lutetia und ihrer Familie anlegen:

„Hat er überlebt? George überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf.

„Es sind fünfundsiebzig Meter freier Fall und die Grube ist fünfundzwanzig Meter tief. Falls er lebend unten ankam, ist er untergegangen.“

„Du sagst das mit einem Bedauern in der Stimme.“

„Ja. Wir haben jetzt eine Leiche im Keller.“

„Das hatten wir schon immer.“

„Aber für die sind wir verantwortlich.“

„Solange es nicht meine eigene Leiche ist, kann ich damit leben.“

(S. 112, Ebook-Ausgabe)

 

„Lutetia Stubbs: Herz aus Stein“  ist definitiv lesenswert.

Die Geschichte ist rasant, voll von skurrilen Charakteren – und der häufig wechselnde Handlungsort hält den Leser und seine Konzentrationsfähigkeit auf Trab und sorgt für gelungene Abwechslung.

Wer Lust bekommen hat, kann hier in den dritten Band hineinlesen und ein vierter ist für dieses Jahr geplant.

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Auf jeden Fall sollte man sich mit dem Autor und Erschaffer von Lutetia befassen.

Matthias Czarnetzki hat nicht den typischen „Ich-werde-Autor“-Karriereweg eingeschlagen, sondern kam auf Umwegen zur Schreiberei. Das heisst, geschrieben hat er schon immer.

Allerdings hat er zunächst als Banker gearbeitet, war dann als Journalist tätig und hat Informatik studiert.

Neben seiner schriftstellerischen Arbeit programmiert er Software und ist auch sonst ein vielbeschäftigter Ehemann und Vater.

Interviews mit vielen Einblicken in das Leben des Autors gibt es hier, hier und hier.

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Ich wünsche euch – wenn ihr Lutetia eine Chance geben wollt – eine vergnügliche Zeit mit ihr, dem Humor im Buch und natürlich mit Lutetias Familie 🙂

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Das Ende…nein, es geht noch weiter…

Erste Ansichten zu Kevin Sorbo’s „True Strength“

Bereits vor kurzem habe ich euch kurz über Kevin Sorbo‘s Buch „True Strength“ berichtet, welches seinen Weg in meine E-Book-Kollektion gefunden hat.

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Nun habe ich angefangen, es zu lesen – und bin begeistert!

In Mr. Sorbo’s Buch wechseln sich Passagen des chronologischen Geschehens ab mit Rückblicken aus seiner Sicht sowie aus der Sicht seiner Frau Sam. Was ich zum Beispiel vorher nicht wusste (weil ich mich nicht umfassend beschäftigt hatte, sondern meist nur Herkules genossen habe) – seine Frau hatte auch in dieser Serie einen Gastauftritt – und dort verliebten sie sich. Sehr schöne Geschichte und nett zu lesen – man bekommt dieses „Ooh, wie niedlich“-Gefühl und kommt nicht umhin, beiden alles Gute zu wünschen.

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Ich bin jetzt im zweiten Abschnitt des Buches mit Titel „Titanic“ angelangt und kann es kaum erwarten, weiter zu lesen.

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Der sympathische Schauspieler (der übrigens auch im Film Soulsurfer mitspielt, den ich mir demnächst gönnen werde) hat eine sehr gute Wortwahl gefunden – auch seine Frau Sam schrieb an dem Buch mit – und es ist sehr entspannend, in seine Lebenswelt einzutauchen. Auch die Beschreibungen seiner Qualen während der wahrscheinlich schlimmsten Zeit in seinem Leben sind ergreifend und nachvollziehbar.

Auch der Humor kommt nicht zu kurz, auch wenn hier wieder der Ausspruch stimmt: „Es wird erst viel schlimmer, bevor es besser wird.“

So beschreibt er zum Beispiel ein Gespräch der Ärzte, bei dem festgestellt wird, dass ein Schnitt in der Schulter ungünstig wäre, da eventuell ein Atemnerv verletzt werden könnte mit den anschließenden Worten: „I kind of like breathing.“ (S. 82)

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Wenn ein gesunder und kräftiger Mann im Alter von 38 Jahren einen solchen Schlag erleben muss, wird alles andere belanglos. Man muss sich auf das Gesundwerden konzentrieren und sich schonen – und genau das fiel Kevin Sorbo ziemlich schwer, war er es doch gewohnt, täglich das Fitnessstudio zu besuchen und ordentlich zu essen.

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Auch die Rückblicke seiner Frau Sam lassen ihr liebevolles Verhältnis zueinander lebendig werden.

Auch zu Beginn ihrer Bekanntschaft war Humor ausschlaggebend:

„I don’t date actors. I don’t date long distance. And I don’t date guys with long hair…“ – „Well I changed all that for her…“ (S. 75)

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Kevin erlebte auch die negative Gefühlspalette, die mit einem längeren Krankenhausaufenthalt einhergehen – Selbstzweifel, Pessimismus, Angst und Paranoia waren seine Begleiter. Und die Frage: Warum soll ich weitermachen?

Darauf gab es für ihn nur eine Antwort: Sam.

„But she is the only reason I am rousing my energies each day.“

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Ich bin als Leser jedenfalls gespannt, wie sich das Lesevergnügen weiter gestalten wird und werde bei Beendigung des Buches noch einmal kurz Notiz davon geben.