~ Katy Simpson Smith: „Eine Geschichte von Land und Meer“ / „The Story of Land and Sea“

„Wenn sich im August an manchen Tagen der Sturm in die Küste von North Carolina verbeißt, schleift er eine Matratze in die Diele und erzählt seiner Tochter Geschichten von ihrer Mutter, wahre und unwahre.“

(S. 11)

In ihrem ersten Roman erzählt die Autorin Katy Simpson Smith eine weitreichende Geschichte angefüllt mit Träumen, Wünschen, der Realität und Fragen. Fragen nach dem „Warum“, nach der Art zu Leben, nach dem Leben an sich – und mit der Frage nach der eigenen Lebensgestaltung.

In her first novel the author Katy Simpson Smith tells a wide story filled with dreams, hopes, the reality and questions. Questions about the „Why“, the art of living, the living at itself – and with the question of the own life.

Bildquelle: https://i0.wp.com/www.suhrkamp.de/cover/200/17614.jpg
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„Eine Geschichte von Land und Meer“ erzählt vom Leben mehrerer Generationen, die alle ihre Probleme und Sorgen haben. Die Geschichte erzählt von Helen, die sich in den Soldaten John verliebt und gegen den Willen ihres Vaters mit ihm hinaus aufs Meer fährt. Sie erzählt auch die Geschichte von Helens Tochter Tabitha, die die träumerische Seite der Mutter geerbt hat und – genau wie sie – ihrem Schicksal nicht entfliehen kann. Auch sie beginnt eine Reise aufs Meer – mit Hoffnungen und Wünschen – auch von Seiten ihres Vaters her.

„The Story of Land and Sea“ narrates of the life of many generations, who all have their problems and troubles. The story tells about Helen, who falls in love with the soldier named John and leaves her home. It tells the story about Helen’s daughter Tabitha, who has inherited the dreamy side of her mother and who – just like her mother – can’t run away from fate. She, too, begins a journey to the sea – with hopes and wishes – also from her father’s side.

Aber wir haben in der Geschichte auch die Realität: die Zeit (1793/94 und zeitiger), in der Sklaven gehalten wurden, die keine eigenen Rechte hatten.

In dieser Realität machen wir die Bekanntschaft von Moll, die als junges Mädchen zu Helens Familie kam.

But in this story we also have the reality: the time around 1793, when the white man had slaves whith no own rights.

In this reality we get to know a girl named Moll who came as a present to Helen’s family.

„Zu ihrem zehnten Geburtstag bekommt sie ein Mädchen namens Moll geschenkt, das mit blauen Bändern im Haar in der Ecke steht. Nachdem ihr Vater gegangen ist, starrt Helen das Kind an und wünscht sich, sie hätte stattdessen die Bänder bekommen. […] Sie weiß nicht recht, was sie mit einem Negermädchen anfangen soll, außer sie herumkommandieren.“

(S. 89)

Wir sind als Leser Beobachter der Geschehnisse, die sich über die Jahre ereignen. Wir erleben, wie sich Helen als Lehrerin bei den Sklaven betätigt, ihrem Vater bei den Geschäften hilft und trotzdem ein unerfülltes Leben hat. Wir tauchen ein wenig ein in die Zeit und nehmen die guten und weniger guten Dinge war.

Wir erleben mit, wie die Charaktere älter werden und wie die Jahre vergehen. Hoffnungen werden enttäuscht und Träume von einem besseren Leben zerstört.

We as readers are observers of the stories who are told over years. We get to see how Helen works as a teacher with the slaves, helps her father with the business and – however – feels like her life is not fullfilled. We get to experience the time a little bit – the good times and the bad ones.

We get to see how the characters get older and the years pass by. Hopes and dreams that got disappointed…

Allerdings erfahren wir auch Hoffnung in diesem Buch. Die Hoffnung, auf einen Neuanfang und die Hoffnung auf ein komplett neues Leben, ein freies Leben. Und wir erleben, wie man auch im Alter Neues lernen kann und eine Art Lebenswandel gestaltet.

But – nevertheless – we also got to see hope. Hope of a new beginning and hope for a completely new life. And we see that it is possible to learn new things in an older age and have a little change of life.

„Er wird mit der Angel und den Rudern – abschmirgeln wird er sie ein andermal – hinunter zum Boot gehen und sich eine Mahlzeit angeln. Er wird selbst für seine Rettung sorgen müssen.“

(S. 313)

Und dennoch, trotz allem, lässt uns dieser „Epos in Kurzform“ mit einem melancholischen Gefühl zurück.

But still – this short epos is leaving us with a melancholic feeling.

***

„Das Meer wird auch morgen noch da sein.“

(S. 317)

~ Ein Spatz auf dem Weg ins Eisland… ~

Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, bin ich dieses Jahr an allen vier Messetagen auf der Leipziger Buchmesse unterwegs gewesen (Tag 1 / Tag 2 / Tag 3 / Tag 4).

Dank der wunderbaren Presse-Dauerkarte der Leipziger Messe war diese Erfahrung auch finanziell gesehen wunderbar 🙂

Nun habe ich angefangen, mir meine Mitbringsel näher anzusehen und euch möchte ich meine Erfahrungen natürlich nicht vorenthalten.

So as you may have seen I have been at the Leipzig Book Fair on all of its four days this year. (Day 1 / Day 2 / Day 3 / Day 4).

Thanks to the wonderful season press card of the Leipzig Fair this experience was financially top 🙂

Now I’ve begun to take a closer look at my souvenirs and I would like to share my thoughts with you.

Der Spatz und die Kälte des Eislandes
Der Spatz und die Kälte des Eislandes

Als erstes möchte ich euch ein Kinderbuch näher vorstellen, über das ich durch Zufall gestolpert bin: „Der kleine Spatz und das Ungeheuer“ von Andrea und Lee D. Böhm.

First I would like to introduce to you a childrens book which I stumbled upon while walking through the halls: „The little sparrow and the monster“ by Andrea and Lee D. Böhm.

Am vierten Tag der Messe stand ich plötzlich vor dem Stand der Leipziger Schwestern und wie mir ging es wahrscheinlich vielen: die Bilder des kleinen Spatzens zogen einen an den kleinen Eckstand und dann war man einfach nur fasziniert.

At the last day of the fair I found myself in front of the stand of the sisters from Leipzig and I wasn’t the only one who got charmed by the image of the small sparrow sitting on his branch.

P1100765In dieser Geschichte – für junge Leser ab 4 Jahren geeignet – geht es um die Ängste eines kleinen Spatzenkindes, dass sich nicht auf seine Fähigkeiten zum Fliegen verlässt.

Tja, Selbständigkeit ist manchmal schon beängstigend – aber kann auch zu neuen Freunden und Abenteuern führen, wie die Autorin und ihre Schwestern durch Worte und sehr sympathische Zeichnungen zeigen.

In this story – for young readers 4+ – we get to know this little sparrow who is afraid to use his ability for flying.

So – being self dependent is sometimes a little bit scary – but it can lead to new friends and adventures. The author and her sister show this in beautiful rhyming words and with beautiful drawings.

Pöge Druck aus Leipzig hat dieses Büchlein gedruckt und so wird auch ein ansässiges Leipziger Unternehmen gefördert.

Am Ende gibts natürlich ein Happy-End und der kleine Spatz hat einen ganz besonderen Freund gefunden und ist stolz auf seine Flügel.

Eine Anregung nicht nur für Kinder sondern auch für junggebliebene Erwachsene 🙂

Pöge Druck from Leipzig was responsible for printing this edition and so a local enterprise is promoted.

At the end there is a happy time for the little sparrow and he has found a special friend and is proud of his wings and the ability to fly.

A good suggestion not only for children but also for stay-young adults 🙂

Stolz auf seine Fähigkeiten
Stolz auf seine Fähigkeiten

 

Als nächstes begab ich mich auf die Spuren der Franklin-Expedition, die von Kristina Gehrmann zeichnerisch und wortreich umgesetzt worden ist.

Next I stepped into the world of the Franklin-Expedition which is brought to life in drawings and words by Kristina Gehrmann.

Zunächst besuchte ich auf der Messe die Vorstellung ihrer Graphic Novel und konnte natürlich nicht wiederstehen, mir ein signiertes Exemplar zu holen. Das impliziert natürlich nun das Warten auf die beiden Fortsetzungen.

First I was present at the fair when the artist introduced her audience to her graphic novel and answered lots of questions. I couldn’t resist to buy a signed copy which also means that I am passionatly waiting for the next two books.

P1100756Für mich als Leserin oder Interessierte, die sich nicht mit der Materie auskennt, war diese Graphic Novel eine gute Abwechslung zur trögen Beschäftigung mit Fachliteratur, da hier greifbare Charaktere auf einen losgelassen wurden, die man nicht einfach so vergisst.

Wir haben zunächst einen jungen Mann, der im Begriff ist, nach seiner Rückkehr zu heiraten. Dann haben wir natürlich viele Schiffsarbeiter und die Kommandeure der Expedition. Auf den letzten Seiten werden zudem kurze Informationen zu Namen und ein Literaturverzeichnis gegeben.

For myself as an interested reader who is not familiar with this topic the Graphic Novel was a really good example of how to get historical things to the readers. You are to meet characters which you can’t just kick out of your mind (like you could do with facts) and you follow them during the journey.

We meet a young man who is going to marry after being back from the expedition. We meet parts of the crew and the commanders of the adventure. The last pages are also filled with short information about important names and you find a list of literature the artist used.

Wir verfolgen den Aufbruch der zwei Schiffe, HMS Terror und HMS Erebos und gelangen in die Weiten der arktischen Wüste. Als ich dieses Buch in strahlendem Sonnenschein gelesen habe, hab ich doch manchmal auch beim Gedanken an diese eisige Gegend und die Strapazen frösteln müssen…

Natürlich ist auch klar, dass es Tote geben wird – immerhin ist diese Expedition damals komplett verschollen. Traurig ist nur, dass schon im ersten Teil der Sensenmann seine Finger nicht von den Charakteren lassen kann…

We are following the two ships, HMS Terror and HMS Erebos setting sail and going for the expedition in the arctic desert. When I read this book in the warmth of the spring sun I sometimes had goosebumps when thinking about this cold habitat and the life of the crew there…

Sure – there will be dead people – never forget that this expedition was completely lost. It’s also a little bit sad that even in the first part the Grim Reaper couldn’t take his fingers off from characters…

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Ich kann „Im Eisland – die Franklin Expedition“ nur weiterempfehlen. Die Künstlerin Kristina Gehrmann gibt einen guten Einblick in ein Thema, welches sie selbst fasziniert.

Und das sind ja bekanntlich die besten Motivatoren und Ideengeber.

Ich warte jedenfalls schon gespannt auf den zweiten Teil und die Fortführung der Geschichte.

I can highly recommend „The last man standing – the Franklin Expedition“ to my readers. The artist Kristina Gehrmann is giving a good introduction in a theme which she is really fond of.

And this ones are the best motivators and givers of creativity.

I am patiently waiting for the second part of this adventure and how the story goes on.

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Interessante Artikel zum Thema findet ihr übrigens hier, hier und hier.

Habt ihr schon besondere Empfehlungen von der Buchmesse?

Was müsste man unbedingt mal lesen?

Do you have special recommendations from the book fair?

What do you think is absolutely readable?

~ „Der Imker“ – preisgekröntes Portrait eines Neuanfangs ~

DOKUMENTATIONEN gibt es ja zuhauf. Man kann sie sich im TV anschauen, sich eine DVD mit dem gewünschten Inhalt kaufen – oder eben auch ins Kino gehen.

In „Der Imker“ geht es um einen kurdischen Mann, Ibrahim Gezer, der seine Tochter verloren hat, seine Familie hat zerbrechen sehen und in der Schweiz einen Neuanfang wagt – als Bienenzüchter.


Videoquelle: http://www.youtube.com/watch?v=14tsPQaJb0I

Kritiken zum Film gibt es unter anderem hier.

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Wäre dies ein Film, der euch interessiert? In diesen Städten ist „Der Imker“ im Kino zu sehen.

Ein Dorf voll Mystik, Aberglauben und Grauen – Stefan Kiesbye`s „Hemmersmoor“

Eigentlich fängt alles ziemlich  normal an: Einige Freunde treffen sich zur Beerdigung einer alten Freundin. Das ansich ist ja nichts Besonderes, schließlich passiert es alle Tage, dass Menschen sterben und von anderen Menschen betrauert werden.

Doch diese Trauergesellschaft verbindet mehr als nur ihre Herkunft aus dem selben Dorf…

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In Stefan Kiesbye`s Roman, dessen englischer Titel „Your house is on fire, your children all gone“ lautet, geht es um Freundschaft, Familien und die manchmal alltäglichen  und manchmal nicht so alltäglichen Probleme im Leben einer Dorfgemeinschaft.

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Allerdings ist diese Gemeinschaft Außenstehenden oder Neu-Zugezogenen nicht gerade positiv gegenüber aufgeschlossen.

In Hemmersmoor wird noch viel auf Tradition und Aberglaube gehalten und dementsprechend ist man eben vorsichtig.

In „Hemmersmoor“ geht es aber noch um viel mehr: es geht um Geschwistermord, Jugendschwangerschaften mit 15, Anstiftung bzw. Beihilfe zum „Selbstmord“/ Tod eines Achtjährigen und es geht um Gewalt der Eltern gegenüber ihren Kindern…

Und bei allem spielt der Aberglaube eine Rolle – und die Enge des Dorflebens, die manche Beteiligte auf negative Art beflügelt und zu Taten anregt, die ihres Gleichen suchen…

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In diesem Buch geschieht fast in jedem Kapitel ein Mord oder ein Unfall oder ähnliches – den Anfang macht ein eigentlich harmlos klingendes Fest mit Wettbewerb in verschiedenen Kategorien, u.a. Backen und Kochen.

Dies scheint zunächst eine normale Situation zu sein: eine Mutter strengt sich an, um gegen den dorfansässigen Bäcker zu gewinnen. Zunächst stehen ihre Chancen wider Erwarten ziemlich gut. Sie gewinnt.

Eine andere Mutter (von fünf Kindern), die ebenfalls sehr ambitioniert ist, tritt mit ihrem Eintopf im Kochwettbewerb an. Als alle Anwesenden ihr Essen kosten, entdecken sie, dass sie schwarze Zungen bekommen – und – Klick – kommt der Aberglaube zum Vorschein. Laut diesem Aberglauben erzeugt nur der Genuss von Menschenfleisch eine schwarze Zunge! Außerdem wird der Ehemann auch als verdächtig angesehen, da er nicht zum Fest erschienen ist.

Was passiert?

Es wird kurzer Prozess gemacht – die gesamte Familie wird „hingerichtet“ – den Vater erschlägt man mit der Axt, die Mutter mit ihren fünf Kindern wird ebenfalls zu Tode geschlagen und zu guter Letzt wird das Haus der Familie niedergebrannt…

„Your house is on fire, your children all gone“ – so lautet der englische Titel des Buches…

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In „Hemmersmoor“ kommen nach und nach alle Charaktere zu Wort und man erlebt die Geschehnisse durch deren Augen – mal von der einen Seite  und mal von einer anderen.

Allerdings geschieht nicht nur Mord und Totschlag, sondern es wird sich auch verliebt, geheiratet und es werden Nachkommen in die Welt gesetzt – dies ist aber nur ein kleiner Teil des Buches.

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Hier gibt es weitere Informationen zum Buch, u.a. auch ein Interview mit dem Autor Stefan Kiesbye.

Auch hier gibt es ein Interview.

Wer englische Stimmen zum Buch lesen möchte, kann auf der Autorenhomepage fündig werden.

FAZIT:

Dieses Buch ist unbedingt zu empfehlen!!! Vielleicht nicht an sonnigen Sommertagen, da könnte es ein wenig auf die Stimmung schlagen, aber an „Tagen wie diesen“, die eventuell etwas grau sind und kühl und man hat einen entspannten Abend vor sich – da kann man dieses Werk schon genießen. (Ich bin übrigens auch durch einen Literaturtipp darauf aufmerksam geworden. Die wunderbare Hilarie Burton hatte ihn auf der Homepage ihrer Produktionsfirma gegeben und daraufhin hab ich mich schlau gemacht.)

Es ist definitiv eine Art „Pageturner“ – man kann sich kaum entziehen und will wissen, wie es weitergeht, welche Ansichten noch folgen.

Aber man kann es getrost auch an mehreren Tagen lesen und muss sich nicht an einem Abend/ Nachmittag durch das Buch hetzen.

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Kleiner Tipp am Rande: Falls euch während/ nach dem Lesen der Sinn nach einem Cocktail stehen sollte: Bethany Joy Lenz hat einen kleinen Tipp, der vielleicht auch bei euch gut ankommt: hier.