Es beginnt alles bei einem Tätowierer.
Ein alter Mann mit grauem Haar…
Gerade noch hatte er einen Kunden, dann stürmt eine Wand von einem Mann in den Laden. Ihm folgt: ein neuer Kunde.
„Er war kleiner und besser gekleidet als sein Herold und hielt einen kleinen Gehstock in der Hand. Eine Kältewelle schien mit ihm in den Raum gekommen zu sein. Eine seltsame Empfindung durchfuhr Kai Lung, und er brauchte einen Moment, um darauf zu kommen, was es war.
Angst. Es war Angst.“ (S. 10)
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Danach springen wir rasant weiter ins erste Kapitel und werden Zeuge einer Violinenstunde, die Sherlock bei seinem Lehrer Rufus Stone hat. Dieser erweist sich in dieser Unterrichtsstunde als besonders ungeduldig:
„„Aufhören!“, rief Rufus Stone. „Du machst mich noch fertig!“ – Sherlock hob den Bogen von den Violinensaiten. „Nur nicht so melodramatisch.““ (S. 13)
Während der Violinenstunde, die Rufus Stone gibt, werden wir Zeuge des Phänomens, das Autor Andrew Lane in seine Sherlock-Bücher eingebaut hat: „Learning by Reading“.
Wir bekommen einen kurzen Einblick in die Musikwelt geboten, mit zwei ihrer Abkürzungen und deren Bedeutungen. So erfahren wir, welche Bedeutung ein # und ein tiefgestelltes b haben. Wir erfahren, dass italienische Begriffe als Orientierungshilfe bezüglich der Pausen oder Be- und Entschleunigung der Musikstücke dienen.
Im Laufe des Romans werden dem Leser noch einige „Learning by Reading“ – Fakten über den Weg laufen.
Auch gewinnen wir einen Einblick in die Gefühlswelt bzw. welche Bedeutung Gefühle für Sherlock haben. Es zeigt sich, dass schon der hier dargestellte junge Sherlock Gefühle zwar kennt und einordnen kann, sie ihm aber immer etwas fremd bleiben werden.
„Ich…ich bin nicht sehr gut, was Emotionen anbelangt.“ (S. 22)
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Im weiteren Verlauf des Buches erhalten wir – wie auch schon in den vergangenen Büchern – Einblicke in die Wahrnehmungsfähigkeit Sherlocks.
Abgerundet wird dieser Band durch die witzige und aufrichtige Freundschaft Sherlocks zu Matty. Dieser steht ihm in allen Lebenslagen zur Seite und rettet ihm durch eine Freundschaftsgabe das Leben.
Sherlock ist ein Junge mit Gerechtigkeitssinn. Das wird auch deutlich, als er sich Gedanken über die sozialen Standesunterschiede zwischen den Menschen macht:
„Er fand es schlichtweg dumm, dass etwas so Simples wie ererbter Grundbesitz einen von den anderen Menschen abheben konnte. Wenn er erst einmal erwachsen war, würde er schon dafür sorgen, dass er niemals derartige soziale Unterschiede zwischen den Menschen machte.“ (S. 27)
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Auch treffen wir Mrs. Eglantine wieder, die stets schwarz gekleidete Haushälterin mit großem Geheimnis. Sie sieht sich als Hauseigentümerin und setzt den Onkel Sherlocks unter Druck:
„Langsam richtete sich Mrs. Eglantine auf. „Sie Narr“, sagte sie langsam und jedes Wort betonend. „In diesem Haus haben Sie nichts mehr zu melden. Jetzt habe ich hier das Sagen.“ (S. 34“)
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Im Laufe der Geschehnisse des Bandes kommen Sherlock Erinnerungen hoch. Erinnerungen an die Paradolkammer, die er lieber verdrängen möchte.
So sieht er auf einem Markt zwei verdächtige Männer, die ihm noch in Zukunft begegnen werden: Einem fehlt das rechte Ohr, und er hat einen straffen Pferdeschwanz. Der andere ist ein blonder Mann mit Pockennarben.
Beide sind auf der Suche nach Amyus Crowe und seiner Tochter Virginia.
Da Sherlock die Vermutung hat, dass dies nichts gutes zu bedeuten hat, will er seinen Lehrer und dessen Tochter warnen.
Zuvor wird er aber noch der Wünsche Mrs. Eglantines für seine Zukunft gewahr:
„So endgültig“, zischte sie, „dass ich wünschte, man würde ihn in Stücke hacken und seine Einzelteile so verstreuen, dass niemand jemals auch nur ein Fitzelchen von ihm wiederfindet.“ (S. 63)
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Als Sherlock endlich seinen Lehrer aufsuchen will, findet er das Cottage verlassen vor:
„Der Raum war bar jeder persönlichen Gegenstände. Amyus und Virginia Crowe waren nicht einfach nur nicht da. Vielmehr gab es auch keinerlei Zeichen dafür, dass sie jemals hier gelebt hatten.“ (S. 138)
Auf der Suche nach Hinweisen stoßen Sherlock und Matty auf des Rätsels Lösung – auf einer Pferdekoppel. Ein Kaninchenbau. Was hat das wohl zu bedeuten?
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Wohin sind Amyus Crowe und seine Tochter geflohen?
Aus welchem Grund haben Sie Farnham verlassen?
Wird Rufus Stone unbeschadet am Ziel ihrer Reise ankommen?
Welche weiteren Spuren hat der große Amerikaner gelegt, um von Sherlock gefunden zu werden?
Werden sie Crowe und seine Tochter finden?
Was haben ein Kaninchen und ein Braunbär mit der Lösung dieses Falles zu tun?
Wer ist der Mann mit den Tätowierungen und wieso steht Virginias Name auf seiner Stirn?
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Diese und noch andere Fragen beantwortet der Autor in seinem neuesten Buch, das den englischen Titel „Fire Storm“ trägt.
Am Ende dieses Abenteuers findet sich Sherlock wieder zu Hause in der Bibliothek wieder. Ein neues freundliches Hausmädchen wurde eingestellt und alles scheint in Ordnung zu sein.
Aber der Schein trügt oft und ehe er sich versieht befindet sich der junge Detektiv schon mitten in einem neuen Abenteuer.
Auf einem Schiff in Richtung China….. oder Japan…
Wir werden es erfahren…
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In der englischen Originalsprache sind bereits Band 5 („Snake Bite“) und 6 („Knife Edge“) erhältlich. Neben Andrew Lanes Arbeit als Autor haben auch die deutschen Übersetzer eine gute Arbeit geleistet.
„Nur der Tod ist umsonst“ lässt sich wunderbar leicht lesen und die Bilder rasen nur so im Kopf hintereinander her.
Wie ich auch schon bei den vorigen Bänden gesagt habe: Eine Verfilmung dieses Stoffes wäre grandios.
Bis dahin können Interessierte sich mit den Hörbüchern die Zeit vertreiben. Probehören kann man auf youtube hier.
* Last but not least: Ein herzliches Dankeschön an Frau Bachar vom Fischer Verlag für die Bereitstellung des Buchexemplars.
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