Der Künstler Gunter Demning hat sie ins Leben gerufen und in vielen deutschen Städten sind sie als Erinnerung und in Gedenken nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken:
Die Stolpersteine.
Sie erinnern an die Schicksale der Menschen, die nicht in die Ideologie der NS-Zeit hineinpassten und dafür bezahlen mussten: mit freiwilliger Ausreise, mit erzwungener Deportation und schlimmstenfalls mit dem Verlust des eigenen Lebens!
Die ca. 45.000 Steine, die sich bereits in Deutschland befinden, bestechen weder durch ihre Größe noch durch eine besondere Extravaganz. Die Betonsteine haben an ihrer Oberseite lediglich eine beschriftete Messingplatte.
Darauf finden sich die Lebensdaten sowie eine kurze Information zu den betroffenen Menschen, die das damalige NS-System auf so menschenverachtende Weise aus ihrem Leben riss.

Ein Anliegen der Steine ist es, den Menschen ihren Namen zurückzugeben.
Und damit auch einen Teil ihrer Würde.

Die Steine werden in Handarbeit hergestellt und durch Spenden finanziert.
Sie demonstrieren unsere Freiheit, unseren Wohnort selbst wählen zu können und befinden sich aus diesem Grund vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort der Opfer, denen auf diese Weise besonders gedacht wird.
Und dies auf alle Fälle eindrucksvoller, als „nur“ mit deren Namen auf einer Tafel.
Es ist die Verbindung zum real geführten Leben, dass uns innehalten lässt!

Auch in vielen Ländern außerhalb Deutschlands werden die Stolpersteine verlegt:
Österreich, Belgien, Frankreich, Schweiz, Italien, Niederlande, Rumänien, Russland, Ukraine, Ungarn,…
Dies macht noch einmal das Ausmaß der damaligen Verfolgung deutlich, die so viele Menschen das Leben kostete!
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Kritiken zu den Steinen gibt es natürlich auch: u.a. von Mitgliedern des Zentralrats der Juden in Deutschland, vom Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, …
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Viele deutsche Städte haben Stolpersteine verlegen lassen, u.a. Berlin, Hamburg, Leipzig, Frankfurt, Magdeburg, …
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Eine Großstadt in Deutschland kann sich mit den Stolpersteinen nicht so recht anfreunden: München.
Seit Jahren gibt es einen Streit darum, ob die Stolpersteine verlegt werden sollen oder nicht. Momentan lagern sie in einem Raum, obwohl durch ihre Verlegung vielen Menschen gedacht werden könnte, die kein so gutes Leben hatten, wie es uns heute beschieden ist.
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Meiner Meinung kommt es immer darauf an, wie mit solchen Gedenktafeln – oder generell mit erinnerungsträchtigen Dingen – in der Öffentlichkeit umgegangen wird.
Wird ein positives Gefühl vermittelt – oder werden sie gleich als „komisch“ oder „unnütz“ oder „nicht angemessen“ durch die Presse o.ä. betitelt.
Wird ein Mitgefühl für die Verstorbenen geweckt? Werden sie auch nach ihrem Tod gewürdigt – oder wird alles als „umständlich“ und „nicht machbar“ bezeichnet…
Sicher, manche Menschen laufen achtlos über die Straßenbepflasterung und haben in ihrem hektischen Alltag keinen Kopf, um nach Erinnerungssteinen Ausschau zu halten.
Allerdings bin ich davon überzeugt, dass sich das Verhalten der Menschen ändert, sobald man sie offensiv dafür interessiert und sie informiert: über die Hintergründe der Steine und über Adressen, wo sie zu finden sind.
Das geht am besten über Einzelschicksale.
So bleibt nur zu hoffen, dass München sich bald für die Verlegung der Gedenksteine stark macht und auch dort Menschen „stolpern“.
Wie seht ihr das?
Habt ihr in eurer Stadt auch Stolpersteine?
Seid ihr schon einmal bewusst darauf aufmerksam geworden?
Was haltet ihr von dieser Idee des Gedenkens?
