Akram El-Bahay: „Anouks Spiel“

Note to my english speaking readers: this article will only be published in german language.

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Seit ich die erste Lesung von Akram El-Bahay auf der Leipziger Buchmesse 2017 gehört habe, bin ich ein Fan des deutsch-ägyptischen Autors mit dem wunderbaren Erzähltalent.

Akram El-Bahay hat in den vergangenen Jahren seine Leser in diverse Welten entführt, von Wüsten (wie in seinen Debütromanen rund um die Drachen der Flammenwüste) über die Welt der Träume und Bücher, bis hin zu den Bibliotheksräumen der Bücherstadt. Jede Geschichte hat ihr eigene Geschwindigkeit, ihre eigenen Regeln und bahnt sich Wort für Wort, Seite für Seite ihren Weg in die Herzen der Leser.

Schon Herzenmacher und die Geschichte rund um den Dieb Sam (Bücherstadt, Bücherkönig, Bücherkrieg) haben mich fasziniert und mit dem neuesten Werk des Autors ist es nicht anders.

Lasst euch entführen in die Welt von „Anouks Spiel“.

Anouk hat Geburtstag – sie wird 13. Ein wichtiger und prägender Geburtstag. Und eigentlich freut sich das junge Mädchen auf die Geschenke, auf ihre Eltern und die Zeit mit ihnen. Wäre da nur nicht Anouks kleine Schwester Maya, die die Aufmerksamkeit ihrer Eltern fordert, wie es nur Babies und Kleinkinder können.

Anouk ist es leid, an ihrem Geburtstag die Aufmerksamkeit der Eltern teilen zu müssen und – wie an Geburtstagen üblich – wünscht sie sich etwas: dass ihre Eltern nur noch ihr gehören – und nicht Maya.

Und da es ihr Herzenswunsch ist, erlebt sie am nächsten Morgen eine folgenschwere Überraschung. Ihre Schwester ist verschwunden. So als habe sie nie existiert!

 

„Um sich von den quälenden Gedanken über Mayas unerklärliches Verschwinden abzulenken, griff sie das Paket und öffnete es. Darin lag ein in Geschenkpapier eingeschlagenes zweites Paket. Anouk packte es aus und zog ein altes Spiel hervor. Es sah ziemlich gebraucht aus. Als wäre es viele Jahre von vielen Menschen gespielt worden.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

 

Auf den ersten Blick erinnert der Handlungsweg von „Anouks Spiel“ ein wenig an Jumanji (den Original-Film habe ich übrigens geliebt und mag ihn auch heute noch sehr) und doch ist es ein wenig anders. Es sind eben die Nuancen die zählen und Akram El-Bahay besitzt das Talent, auch die feinen Einzelheiten herauszuheben und die Buch-Charaktere zu lieben Freunden werden zu lassen.

So lernen wir auch den zweiten Hauptcharakter des Buches kennen: Pan. Ein Schimpanse, der plötzlich in Anouks Zimmer auftaucht und sie über das Spiel aufklärt. Zunächst wirkt er etwas merkwürdig, aber er ist ein Charakter, den man im Laufe der Geschichte liebgewinnt und nicht missen möchte.

Mit Pans Hilfe beginnt Anouk zu verstehen, dass das Spiel dazu da ist, ausgesprochene Herzenswünsche, die sich als falsch erwiesen haben, rückgängig zu machen. Natürlich geschieht dies nicht auf einfachem Weg, sondern die Spieler müssen verschiedene Aufgaben lösen und Dinge sammeln, die sie später noch brauchen können. Aber es gibt auch einen Gegenspieler, der das Vorankommen des Spielers vereiteln und ihn am Gewinnen hindern will: der dunkle Prinz.

„Das Streitross spiegelt wie vieles in diesem Spiel den Charakter seines Besitzers wider. […] Ist er oder sie freundlich, hilfsbereit, aufopfernd, ein wenig mutig, kurz gesagt: Hat er oder sie das Herz am rechten Fleck wie ein Schimpanse, so wird es zu einem unerträglich schönen Tier.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

Auf dem Weg durch die verschiedenen Spielwelten (u.a. Wald, Wüste, Wasser) lernt Anouk die verschiedenen Nebencharaktere kennen, unter anderem Wurzelmenschen, Wipflinge, Eulen, Piraten und einen Dschinn.

Sie muss Streite schlichten, Freunde finden und wieder verlieren und darf trotzdem nie ihre Mission aus den Augen verlieren: Sie muss das Spiel gewinnen, um ihre Schwester und sich selbst zu retten.

Anouk hat kleine Siege, aber auch Niederlagen zu durchleben. Irgendwann lernt sie den im Spiel lebenden Regelmacher kennen, dem sie ebenfalls aus einer sehr misslichen Situation helfen muss – und dieser bedankt sich auf seine Weise:

„Wenn ich dir einen Rat mit auf deinen stürmischen Weg geben darf… Gleich, welche Waffe du schwingst und welches Ross du reitest, es ist einzig dein Herz, das du gegen den dunklen Prinzen in die Waagschale werfen kannst. Halte an ihm und an deiner Güte fest.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

 

Doch trotz allen Fortschritten scheint der dunkle Prinz  ihr stets einen Schritt voraus zu sein…

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Was hat es mit dem dunklen Prinzen auf sich?

Wird Anouk alle Aufgaben bestehen?

Wie wirkt sich die Zeit im Spiel auf ihr Herz aus?

Und was haben Piraten in der Wüste zu suchen?

 

Diese und andere Fragen beantwortet Akram El-Bahay wunderbar mystisch in seinem neuesten Buch „Anouks Spiel“. Es geht um Feindschaften, Freundschaften, Streitigkeiten und den Wert des Lebens – und es geht um Geschichten…

„Geschichten sagen dir, wo du herkommst. Sie können dir von fremden Orten berichten und solchen, deren Entfernung nicht in Metern, sondern in Jahren gerechnet wird. Sie helfen dir zu verstehen, warum die Welt so ist, wie sie ist. Und wie du sie zu einem besseren Ort machen kannst.“

(Akram El-Bahay: Anouks Spiel, Format: mobi, ohne Seitenangabe)

 

An dieser Stelle bedanke ich mich bei der Ueberreuter-Verlagsgruppe und Akram El-Bahay für die Bereitstellung des E-Book-Exemplars von „Anouks Spiel“.

Der Autor hat es wieder einmal geschafft, auch erwachsene Leser für ein als „Kinderbuch“ deklariertes Werk zu begeistern und in eine weitere seiner spannenden Welten zu entführen. Ich bin gespannt, welche Geschichten Akram El-Bahay noch hervorzaubern wird und freue mich schon sehr auf die Veröffentlichung von „Das Schattentor: Ministry of Souls“ im September dieses Jahres.

Marion Schreiner: „Stress mit Rose“ – Weihnachten in England ein wenig anders…

Note to my english speaking readers: This article will only be available in german language, since this is a german book not yet available in english language.

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Weihnachten rückt näher – und damit die besinnlichen Tage (und auch die noch verbleibende Vorweihnachtszeit) mit schönen Dingen gefüllt sind, habe ich heute eine weihnachtliche Buchempfehlung für euch.

Marion Schreiner, die sonst für ihre Psychothriller („Opfer-Täter-Theorie“) bekannte Autorin, hat es geschafft, einen weihnachtlichen Roman zu schreiben, der ebenfalls die Opfer-Täter-Theorie mit einbezieht, jedoch ohne Gewaltverbrechen auskommt.

Was erwartet euch beim Lesen?

Ihr lernt Rose kennen. Rose ist eine ältere Dame, die gerade in ein kleines Cottage gezogen ist – mit alten Möbeln und alten Lebensgewohnheiten. Im Falle von Rose ist das keine gute Kombination.

„Zum ersten Mal in ihrem Leben war Rose auf sich allein gestellt. Von einem auf den anderen Tag hatte sie beschlossen, alles hinter sich zu lassen. […] Jetzt saß sie fernab von allem und spürte nichts weiter als Stille in sich. Ihr Leben war endlich zum Stillstand gekommen.“ (Stress mit Rose, Seite 7)

Bis zur zweiten Seite könnte man Rose für eine halbwegs „normale“ ältere Dame halten, die einfach ihren Lebensort gewechselt hat. Doch weit gefehlt. Das bisherige und das neue Leben von Rose sind komplizierter und facettenreicher, als sich der Leser vorstellen könnte.

Wir erfahren gleich auf der nächsten Seite mehr von den Tatsachen, die hinter dem Umzug in das englische Dorf stehen – und damit lernen wir Rose kennen, mit einem kleinen Einblick in ihre Probleme, die sie auch im englischen Bossington nicht verlassen wollen…

„Sie war letzten Monat 65 geworden und hatte diesen Geburtstag als Anlass genommen, sich von allen zu verabschieden. Niemand hatte von ihren Plänen, dieses Cottage an der Küste von West Somerset zu kaufen, gewusst. Rose würde doch niemals ihr Haus in London verlassen! Sie war viel zu unselbständig und … Entschuldigung… dumm! Ja, dumm. Diesen Eindruck hatte sie bei vielen hinterlassen. […] Und zu dumm, sich von ihrer tyrannischen Mutter zu lösen, die sie stillschweigend bis in den Tod gepflegt hatte. Alzheimer-Demenz.“ (Stress mit Rose, Seite 8)

Nun ist Rose in Bossington angekommen – und will eigentlich nur ihre Ruhe haben. Keine Menschen, nur ihre Ruhe. Und neue Möbel.

Doch es ist gar nicht so einfach, die alten Möbel und damit verbundene – vielleicht auch schlechte – Gefühle und Gewohnheiten loszuwerden.

„Sie wollte Ruhe finden, doch sie fand nur eine neue Getriebenheit. Alte Verhaltensmuster schlichen sich wieder ein und Rose verließ nur noch für dringende Erledigungen ihr Haus. Den Rest des Tages sperrte sie sich selbst ein. Der Garten schien ihr nicht mehr wichtig. […] Das Cottage wurde zu Roses Gefängnis.“ (Stress mit Rose, Seite 37/38)

Auch wenn die Einwohner Bossingtons und Umgebung Rose ihre Hilfe anbieten, braucht die alte Dame noch sehr viel Zeit und Eigenarbeit, um Gefallen und Hilfe anzunehmen und nicht mehr als „Gegenleistungsdruck“ wahrzunehmen.

Eine wichtige Rolle bei dieser Arbeit spielt Eiven, der einen Handel für alle möglichen Dinge des Lebens betreibt und für Rose einen geeigneten Tisch im Blick hat.

Eiven ist das genaue Gegenteil von Rose: freundlich, herzlich und hilfsbereit. Ein geachteter und geschätzter Bewohner der Küstengegend.

„Alles, was Eiven tat, kam von Herzen. In dieser Umgebung kann man nur mit vollem Herzen leben, hatte sein Vater ihn und seine Schwester gelehrt und es ihnen vorgelebt. Auch die Mutter hatte nie geklagt und viel gelacht. Das hatte Eiven übernommen und die Kunden spürten förmlich die Herzlichkeit, mit der der alte Mann sein Geschäft betrieb.“ (Stress mit Rose, Seite 45)

Im Laufe der Geschichte lernen wir noch weitere Charaktere kennen, die in Bossington leben, sich eigentlich einander helfen – und in Rose eine starke Herausforderung haben, denn die alte Dame ist störrisch, negativ eingestellt und passt grob gesagt nicht in die Gegend, in der das Leben harmonisch verläuft.

Doch Eiven ist sich sicher, dass sich das Verhalten und das Leben von Rose zum Besseren ändern wird – auch mit Hilfe eines neuen Tischs, den er für Rose gefunden hat.

Es dauert seine Zeit, bis der neue Tisch – kleiner, rund, gemütlich aber bearbeitungsbedürftig – den Weg ins Rose Cottage findet. Und selbst dann liegt noch viel Arbeit vor der alten Dame, die sich zunächst nicht von dem alten Möbelstück trennen kann:

„Im Haus herrschte Stille. Das Zischen aus dem Esszimmer war verschwunden und so wagte sie einen Blick dort hinein. Wie zwei beleidigte Wesen lehnten die Tische an den Wänden und warteten auf ihre Entscheidung. […] Sie kam sich plötzlich respektlos vor, dieses Möbelstück wegzugeben, wo es doch ihr ganzes Leben begleitet hatte. […] Die Vergangenheit klebte an Rose wie ekelhafter Leim, den sie nicht loswerden konnte.“ (Stress mit Rose, Seite 67)

Während Rose nach langer Zeit einverstanden ist, den alten Tisch loszuwerden, muss sie noch einige Arbeit in das neue Möbelstück investieren – und damit Arbeit in sich selbst. Denn der Tisch birgt ein Geheimnis, dass erst freigelegt werden muss – Stück für Stück, Schicht für Schicht…

Rose beginnt, sich langsam zu verändern – doch immer wieder gibt es Rückfälle…

„Veränderungen brauchen Zeit, viel Zeit. Je nachdem, wie groß sie sind. Heilung braucht Zeit, viel Zeit. Je nachdem, wie groß die Verletzungen sind. Diese Zeit muss man sich nehmen, wenn man in ein neues Leben hineinfinden will. […] Man muss die Bequemlichkeit aufgeben, Gewohnheiten verändern und alte Gefühle verlassen, die einen immer wieder einzuholen versuchen.

Doch was nützt es, in der Vergangenheit zu leben, wenn es die Gegenwart ruiniert und die Zukunft zerstört?

Es gibt Menschen, die nehmen ihr ruiniertes Leben mit ins Grab. Aber es gibt auch solche, die es schaffen, ihre Zukunft neu zu gestalten und ein glückliches Leben mit ins Grab nehmen.“ (Stress mit Rose, Seite 191/192)

Langsam greifen die Veränderungen – auch wenn es stellenweise schwer für Rose ist, sich ein neues Leben aufzubauen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Hilfreich dabei ist auch die Umgebung des Ortes, nah am Meer und voll mit interessanten Menschen und positiven Momenten, die Rose Halt geben.

=> Wie lange wird Rose brauchen, um den Tisch und die Stühle fertigzustellen?

=> Welche Auswirkungen haben die Arbeiten an dem Tisch – und was ist sein Geheimnis?

=> Wird Roses nächstes Weihnachtsfest besser ausfallen als das letzte?

=> Wie ist eigentlich die echte Rose, die hinter der störrisch-negativen Fassade versteckt war?


Wenn ihr die echte Rose kennenlernen wollt, lest den Roman von Marion Schreiner und lasst euch an die britische Südwestküste versetzen.

Vielleicht findet ihr auch die Stelle im Buch, an der sich Marion Schreiner selbst ein kleines Charakterdenkmal gesetzt hat 🙂 (Kleiner Hinweis: es hat mit Socken zu tun)

Und nicht vergessen: Positiv bleiben hilft im Leben!

„Alles im Leben ist eine Frage der Entscheidung.

Sie haben immer die Wahl.

Ich habe mich stets für das Bunte und Glückliche entschieden und dem Schlechten keinen Blick geschenkt.“

(Stress mit Rose, Seite 99/100)

~ Matt Haig: „How to stop time“~

Es gibt Bücher, die liest man einfach so: schöne und emotionale Geschichten, die einem auch noch länger im Gedächtnis bleiben.

Und dann gibt es die Art von Büchern, die einen tieferen Sinn haben, die viel Wahrheit enthalten, auch wenn diese in der Geschichte versteckt ist.

There are books that you just like to read: nice and emotional stories which you have in mind long after you finished reading the book.

And then there are books which have a deeper meaning and a lot of truth inside – even when this is hidden inside the story.

Nun, „How to stop time“ (in deutscher Sprache erschienen unter dem Titel: „Wie man die Zeit anhält“ im dtv-Verlag) von Matt Haig ist ein bisschen von beidem. Eine emotionale und tiefgründige Geschichte verbunden mit großartigen Wahrheiten.

Dieses Buch ist einfach lesenswert.

Now – „How to stop time“ (published in german language with the title: „Wie man die Zeit anhält“, dtv Verlag) by Matt Haig is a little bit of both. An emotional and deep story with meaningful insights.

You just have to read this book.

Buchcover der deutschen Ausgabe (zum Download auf https://www.dtv.de/buch/matt-haig-wie-man-die-zeit-anhaelt-28167/ verfügbar)

Obwohl ich das deutsche Cover recht gelungen finde, habe ich mich in der englischsprachigen Ausgabe vergraben und diese genossen. Und das ist die Freiheit der Entscheidung: Ihr könnt ja für euch selbst wählen, welches Cover ihr besser findet und welche Sprache euch beim Lesen eher entgegenkommt.

While I find the german cover is pretty nice I chose to read the english version. And that is the freedom with decisions: you can choose yourself which cover you like more and which language you like better to read this wonderful book.

„How to stop time“ ist die Geschichte einer Suche.

Die Suche eines Vaters nach seiner Tochter, die Suche nach einem Sinn im Leben… vor allem, wenn dieses Leben länger gelebt wird, als normalerweise üblich.

„How to stop time“ is a story of a quest.

A father looking for his daughter, the longing for a meaning in life… and that more than ever when you are alive for more years than is normal.

„Time […] is a strange thing, isn’t it?“

(page 15)

Tom ist Geschichtslehrer – zumindest in dieser Zeit.

Das ist seine neue Identität – für die nächsten acht Jahre. So schreiben es die Regeln der Gesellschaft vor, in der Tom Mitglied ist. Deren „Vorstand“/ Gründer Hendrick, hat so seine ganz eigenen Auffassungen, wie man sein Leben als langsam alternder Mensch leben sollte:

Tom is a history teacher – in this time and place.

That’s his new identity – for the next eight years. At least thats what the rules of the society say, which Tom is a member of. The founder of this society, Hendrick, has his own thoughts of how to life your live when you are aging that slowly:

Zunächst einmal muss sich Tom in seinem neuen Leben zurechtfinden – und dazu gehört natürlich, seinen Schülern die Geschichte näher zu bringen. Das ist nicht immer einfach – stellt er bereits im Vorstellungsgespräch an der Schule fest. Aber Tom hat in Bezug auf Geschichte einiges an Wissen und Lebenserfahrung.

But first Tom has to get settled in his new life – which also means telling his students the facts and stories of history. That is not always easy, a thing which Tom realises as early as he is in the job interview at school. But Tom is history-proof and has some experience of life and that one was long and interesting so far.

„History isn’t something you need to bring to life.

History already is alive. We are history. History isn’t politicians or kings and queens. History is everyone. It is everything. […] (But) the point is: history is everywhere.

It’s about making people realise that. It makes you understand a place.“

(page 17)

Natürlich muss sich Tom auch mit dem sonstigen Schulalltag arrangieren. In seinem Fall heißt das, den Spagat schaffen zwischen Interaktion mit den anderen Lehrern und dem Leben nach den Regeln der Society. Nicht immer einfach, stellt Tom fest. Und irgendwann muss er doch den Regeln zuwider handeln und sich auf die ihn umgebenden Menschen einlassen. Zumindest ein wenig.

Während er diesen Spagat meistert, hat er auch Zeit zum nachdenken – auch darüber, wieso seine Situation so außergewöhnlich ist im Vergleich zu anderen Menschen.

So Tom also has to deal with the normal school-day, which means interacting with other teachers and living to the rules of the society. This is not always easy, Tom finds. And then comes the time, when he has to act against the rules of Hendrick and interact deeply with the people around him. At least a little bit.

While managing his life, Tom has also time to think – also about why his situation is so different from the normal life of ordinary humans.

„It occured to me that human beings didn’t live beyond a hundred because they simply weren’t up for it.

Psychologically, I mean. You kind of ran out. There wasn’t enough self to keep going. You grew too bored of your own mind. Of the way life repeated itself.“

(page 32)

Hinter all seinen bisherigen Leben und Identitäten und Jobs steht die Suche für Tom im Vordergrund. Die Suche nach seiner Tochter Marion. Sie ist genauso wie er. Sie altert nicht – oder extrem langsam. Und er erinnert sich in Rückblicken immer an seine Liebe zu Rose, der Mutter von Marion. Und wie diese Liebe unter keinen guten Sternen stand – auch aufgrund seines sich nicht ändernden Äußeren. Rose wurde älter, er sah nach außen hin immernoch aus wie ein Jugendlicher. Kein gutes Omen im 17. Jahrhundert. Vor allem, wenn man bedenkt, dass seine Mutter als Hexe ermordet wurde, weil sein Aussehen Verdacht erregt hatte…

So with all his lives and identities and jobs Tom is always searching. He is looking for his daughter Marion. She is the same as him. She doesn’t age – or age extremely slow. And he always thinks of his love for Rose, the mother of Marion. And how this love was not meant to be a long one – also for reasons of his not-aging. Rose grew older and he still looked like a younger man aged 17. Not a good thing in the 17th century and before that. And after all, Toms mother was killed for the suspicion of witchcraft and that also because Toms not aging expression has led people to false accusations…

„This is the chief comfort of breing four hundred and thirty-nine years old. You understand quite completely, that the main lesson of history is:

humans don’t learn from history.

The twenty-first century could still turn out to be a bad cover of the twentieth, but what could we do?

(page 131)

Wir begleiten Tom in „How to stop time“ auf seinem Weg in der heutigen Zeit, seinen Problemen damit, der Society, die Hendrick mit seinen Regeln gepflastert hat, zu gehorchen und erfahren auch, wie die Vergangenheit zu verschiedenen Zeiten für ihn war.

Wir erfahren von seinen Begegnungen mit Shakespeare, Scott Fitzgerald und Charles Chaplin. Wir erfahren von seinen wachsenden Zweifeln an Hendrick, von den Aufgaben, die er für die Society erledigen muss, und die nicht immer positiv enden – und wir erfahren, wie er sich als guter Mensch erweist, dem Freundschaft und ein gutes Leben immer wichtig waren – auch wenn die Umstände seines Lebens nicht immer einfach waren.

So lernen wir auch seinen guten Freund Omai kennen, der außerhalb der Society lebt – und auch ein sehr langes Leben führt, seit Tom ihn im Jahr 1767 in Tahiti kennenlernte.

We accompany Tom in „How to stop time“ on his way in these days and learn about his problems to obey the rules of the society, that Hendrick has so strictly built, and we also learn how Tom mastered life in different times of our past.

We learn about his encounters with Shakespeare, Scott Fitzgerald and Charles Chaplin. We learn about his growing doubts about Hendrick, about the tasks he has to do for the society (which not always have a good end) – and we get to know how Tom is a good human who is fond of friendship and a good life – also when life’s circumstances aren’t the easiest. 

And we get to know his friend Omai, who is living outside the society – and that since meeting Tom 1767 in Tahiti.

„People talk about a moral compass and I think that is it.

We always know the right and wrong for ourselves, the north and south. You have to trust it. […]

People can tell you all kinds of wrong directions, lead you aroud any corner. You can’t trust any of that. […]

Everything you need to know about right and wrong is already there. It comes as standard. It’s like music.

You just have to listen.“

(page 152)

Wie andere Menschen auch, hat Tom seine Zweifel und schlechten Zeiten – doch er hat auch die Kraft, diese zu überwinden.

Like so many others Tom also has his bad moods and headaches – but he has the power and the will to keep going.

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Wird Tom seine Tochter finden?

Wird er Omai in die Society holen oder endet alles doch ganz anders?

Wie sieht Toms Zukunft aus?

Ihr wollt es herausfinden? Lest „Wie man die Zeit anhält“ – es lohnt sich.

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Will Tom find his daughter?

Will he get Omai into the society or does everything work out a different way?

Whats in Toms future?

You want to know it? Read „How to stop time“ – it is worth it!

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„History was – is – a one-way street.

You have to keep walking forward. But you don’t always need to look ahead.

Sometimes you can just look around and be happy right where you are.“

(page 321)

 

~ Hochsensibel geboren – ein Buch von großer Bedeutung ~

Note to my english-speaking readers: This article will only be available in german language. If you are interested in it – contact me and I tell you about it. Thank you.

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„‚Ach herrje, was bist du überempfindlich!‘ ‚Verträgst du denn gar nichts?‘ ‚Jetzt überreagierst du aber!‘

Das alles haben wir schon zigmal gehört. Die negativen Kommentare, wie mimosenhaft wir seien, wie wir auf alles überreagierten, von Gerüchen und Stimmen über Geräusche und Lärm bis hin zu Stress.

Andere hielten sehr viel mehr aus. Andere vertrugen etwas. Andere kamen klar. Andere sahen über etwas hinweg.“

(Hochsensibel geboren, Seite 11)

Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wann und wie ich auf dieses Buch aufmerksam wurde. Vielleicht habe ich es in einer Zeitschrift gesehen, vielleicht aber auch einen Facebook-Post gelesen – ich kann es nicht mehr sagen.

Was ich weiß: es ist eines der interessantesten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe – abgesehen von deutschen und englischen Romanen.

Vielen werden, wenn sie die Autoren lesen, denken: naja, das ist bestimmt wieder so ein Pseudo-Selbsthilfebuch, was nicht unbedingt lesenswert ist. Hier ist das Gegenteil der Fall.

Märtha Louise und Elisabeth Nordeng haben einen einfühlsamen Schreibstil, der persönliche Anekdoten verbindet mit belegbaren Informationen über den Charakterzug der Hochsensibilität. So informieren sie über bisherige Forschungen auf dem Gebiet, u.a. durch die amerikanische Spezialistin Elaine N. Aron und stellen klar heraus, dass es unterschiedliche Typen von hochsensiblen Menschen gibt – die introvertiert geprägten und die extrovertiert geprägten, die High Sensation Seeker (HSS), zu denen auch die beiden Autorinnen gehören.

„Gehirnforscher der University of British Columbia und der Cornell University haben also Unterschiede zwischen dem Gehirn von Hochsensiblen und dem von Nichthochsensiblen nachgewiesen. Weil das Nervensysten Hochsensibler feinfühliger ist, muss ihr Gehirn mehr Prozesse verarbeiten. Deshalb lautet der wissenschaftliche Terminus für dieses Persönlichkeitsmerkmal sensory-processing sensitivity.“

(Hochsensibel geboren, S. 20)

Über Erlebnisse und Erfahrungen von der frühen Kindheit, über die Jugendzeit bis hin ins Erwachsenenalter mit seinen Herausforderungen – in dem Buch geben uns Märtha Louise und Elisabeth einen Einblick in ihre Leben und in Zeiten, in denen sie gestrauchelt sind und sich unverstanden fühlten. Es hat für beide eine Weile gedauert, bis sie sich über ihre Hochsensibilität im Klaren waren.

„Mit der Zeit verstanden sie, wie es um mich bestellt war. Sie begriffen, dass ich vergnügt war, es mir irgendwann aber schlicht und einfach zu viel wurde. Und ich erkannte, dass ich Pausen einlegen musste und Zeit für mich alleine brauchte, auch wenn die anderen dieses Bedürfnis nicht hatten.“

(Hochsensibel geboren, S. 74)

In ihrem Buch machen die beiden Autorinnen auch deutlich, dass Hochsensibilität kein „rein weiblicher“ Lebenszug ist, sondern dass genauso viele Männer einen hochsensiblen Charakterzug in sich tragen. Sie machen uns Lesern auch bewusst, dass es kein „Fehler“ ist, den man als Mann oder heranwachsender Junge ausmerzen und beseitigen muss, sondern dass man seine Gefühle und seine Sinneswahrnehmungen und damit auch seine Einfühlsamkeit positiv in sein Leben einbauen kann und sollte. – Feiert die Sensibilität!

„[Abschnitt über Arne Kristian Kolberg, Konzernchef Nortura] Ich bin brennend an den Menschen um mich herum interessiert und daran, etwas Sinnvolles zu tun, und ich möchte bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so gerne Freude und Inspiration triggern. […] Kolberg überlegte eine Weile, ob mit ihm etwas nicht stimme, doch als er nach und nach mehr über Hochsensibilität las und mit verschiedenen Menschen sprach, denen es genauso ging, entdeckte er, dass es eine Bereicherung war.“

(Hochsensibel geboren, S. 146)

In „Hochsensibel geboren – Wie Empfindsamkeit stark machen kann“ geben Märtha Louise und Elisabeth Nordeng auch Anleitungen und zeigen Möglichkeiten auf, wie man im Alltag mit seiner (eventuell gerade erkannten) Hochsensibilität besser zurechtkommt und sich nicht überfordert. Das alles geschieht in einem wunderbar positiven Ton und ich empfinde es als besonders wohltuend, dass Personen, die im öffentlichen Leben stehen, die Leser in ihren Alltag und ihren Charakter mitnehmen – um eine Stütze zu sein, um zu helfen und um einen positiven Effekt zu hinterlassen.

„Gar zu viele Menschen trauen sich nicht zu erzählen, wer sie eigentlich sind. Sie trauen sich nicht, ihre Stimme zu gebrauchen. Sie wurden mit einem großen Potenzial geboren, trauen sich aber nicht, es auszuleben.

Meine Erfahrung ist, dass die Welt ein besserer Ort wird, wenn wir uns trauen, der Mensch zu sein, der zu sein wir geboren sind. Nicht der, der wir nach Ansicht aller anderen sein sollten.“

(Hochsensibel geboren, S. 262)

Definitiv eine Leseempfehlung für Jeden!

P.S.: Über dieses Buch könnte man noch eine ganze Menge weiterer Worte verlieren – doch ich überlasse es den Lesern und Interessierten, sich ihre Meinung zu bilden und offen an das Buch und seine Autorinnen heranzugehen.

~ Mal wieder im Zoo – Fokussieren auf das Wesentliche / Back to the Leipzig Zoo to focus on the important things ~

Das Wetter ist schön, die Sonne lacht und manche Ereignisse lassen einen das Leben und den eigenen bisherigen Weg überdenken.

An solchen Tagen, wenn es ums fokussieren auf das Wesentliche geht, bin ich gerne in der Natur – und dies hieß für mich vor kurzem: ein erneuter Besuch im Leipziger Zoo.

The weather is amazing, the sun is shining and some events lead us to thinking about one’s life and the way we lived it recently.

When these days come and it is time to focus on the important things in life, I like to go into nature – and this meant for me another visit to Leipzig Zoo.

Wo geht ihr hin, wenn ihr neuen Fokus sucht? Was hilft euch, die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht aus den Augen zu verlieren?

Where do you go when you need to re-focus? What is it, that helps you to see the really important things in life and not lose them to „normal everyday life“?

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Nach diesen Bildern wünsche ich euch ein schönes Restwochenende und einen guten Platz, wo ihr Energie tanken könnt und euer Leben fokussieren könnt 🙂

Following these pics I wish you a wonderful rest-weekend and a good place to get new power from and to focus your life 🙂

~ „Eine fröhliche Familie“: Manga, Anime und Realfilm“ ~

Note for my english speaking readers: This article will only be published in german. If you are interested in getting a translation, please contact me. Thank You!

Louisa May Alcott hat mit ihren Geschichten rund um die Familie March nicht nur ihren Schwestern ein Denkmal gesetzt, sondern auch eine Geschichte geschaffen, die warmherzig ist, zum Nachdenken anregt und sowohl als Manga, Anime oder Realfilm wundervolle Umsetzung gefunden hat.

Nun ist auch die Geschichte von Meg, Jo, Beth und Amy in Mangaformat bei mir zu Hause und sie nimmt wunderbar einzelne Episoden der Geschichte heraus und setzt diese zeichnerisch sehr gut um. Dankbarerweise erinnert die grafische Gestaltung sehr an den Anime mit dem Titel „Eine fröhliche Familie“, den ich – damals und heute – sehr liebe und einfach nur jedem empfehlen kann, der ihn noch nicht kennt. (Auf Watchbox kann man sich den Klassiker online ansehen.)

Übrigens ist auch die Fortsetzung unter dem Titel „Missis Jo und ihre fröhliche Familie“ ein kleiner Schatz in der riesigen Anime-Welt.

Nun kann man zu Animes und Mangas sagen was man will – ein Klassiker ist und bleibt „Eine fröhliche Familie“ – und somit ein Teil der Literaturgeschichte.

Und mit diesen liebevollen Umsetzungen – ob grafisch oder als Anime oder Realfilm – kann man die Geschichte nur in sein Leben lassen, sich inspirieren lassen – und vielleicht etwas für das eigene Leben mitnehmen.

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Ich möchte hier nicht mit der großen „erhobener Finger“-Keule herumschwenken, aber angesichts der vielen Probleme, die auf dieser Welt existieren, wäre ein bisschen mehr Demut und Bescheidenheit in vielen Lebensbereichen eine gute Entscheidung.

Nicht immer: höher, schneller, weiter – sondern eher: positivere Gedanken und Taten, mehr (Mit-)Gefühl und mehr Wärme in kälteren Tagen.

Wer übrigens mehr auf Realfilme steht, dem kann ich die Verfilmung „Betty und ihre Schwestern“ aus dem Jahr 1994 empfehlen – ausgezeichnet besetzt mit hochkarätigen Schauspielern wie Susan Sarandon, Winona Ryder, Kirsten Dunst, Gabriel Byrne, Claire Danes und Christian Bale.

Quelle: https://gfx.videobuster.de/archive/v/cb_WMigcayZ76haxcdOr3PQcz0lMkawqSUyRjAxJTJGaW1hmSUyRmpwZWclMkb6zOm4M2bCMGNkv_hhOGLzZtbsq2IuanBnJnI9d-84/betty-und-ihre-schwestern.jpg

Aber – egal ob Realverfilmung, Anime oder Manga – die Geschichte um Jo, Meg, Beth und Amy ist – mit all ihren Höhen und Tiefen – es wert, dass man zumindest einen Blick auf sie wirft – und sie einen vielleicht für den Rest des Lebens im Herzen begleitet.