~ Young Sherlock Holmes: „Der Tod ruft seine Geister/ Knife Edge“

Note for my english-speaking readers: In this article the quotes are only in german language. I hope you don’t mind and feel free to read the english version of Andrew Lanes book. Thanks.

Nachdem ich bereits den vergangenen Abenteuern des jungen Sherlock Holmes beigewohnt habe und ihn durch alle Höhen und Tiefen begleitet habe, bin ich nun auch mit dem sechsten Buch in der Reihe des Autors Andrew Lane sehr zufrieden.

After accompanying young Sherlock Holmes with his latest adventures and going through highs and lows with him I finally finished book number 6 in the works of Andrew Lane. And I am really satisfied.

Sherlock is on his way back home – but you can feel from the beginning that this would be no easy return for him.

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Sherlock befindet sich auf dem Weg zurück nach Hause – obwohl natürlich schon zu Beginn klar sein dürfte, dass es keine einfache Rückkehr sein wird.

„Was ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, Sir?“

„Deine Heimkehr. Das ist sie nämlich nie.“ Er hielt inne, während er immer noch zu Sherlock hochstarrte.

„Lass mich dir das große Geheimnis des Sehmannslebens verraten, Junge. Du kehrst niemals heim. Weil der Ort, an den du zurückkehrst, nicht so ist, wie du ihn in Erinnerung hast. Zum Teil, weil er sich verändert hat, zum Teil, weil du dich verändert hast, aber hauptsächlich, weil du dich nicht an die Wahrheit erinnerst, sondern nur an ein strahlendes Andenken, das sich als Wahrheit ausgibt.“

(S. 15)

Im irischen Galway angekommen, wird er auch gleich von seinem Bruder Mycroft in Beschlag genommen. Dieser ist natürlich nicht nur dort, um seinen kleinen Bruder abzuholen, sondern hat gleich eine Aufgabe für den Heimgekehrten.

When he arrived in the irish Galway, he is welcomed by his brother Mycroft. But the older Holmes is not only there to get his young brother back home but to have him at hand to help with something.

„Es gibt da einen Job, den ich hier zu erledigen habe, und dabei brauche ich deine Hilfe.“

(S. 27)

Natürlich ist Sherlock nicht gerade über diesen Schachzug seines Bruders begeistert und macht diesem gegenüber seinen Unmut auch deutlich. Als sich beide Gemüter wieder beruhigt haben, kommen sie auf den Hintergrund von Mycrofts Auftrag zu sprechen.

For sure Sherlock is not really happy with this behavior of his brother and tells him so. When both of them breathed deeply, Mycroft is telling him about his problems.

„Was weißt du über Spiritismus?“

(S. 36)

Als bald werden die beiden in der Heimstätte von Sir Shadrach Quintillan heimisch, einer Burg namens Cloon Ard Castle. Dort soll ein Medium wohnen – und Mycroft soll im Auftrag der britischen Regierung dem vermutlich spirituell veranlagten Mann namens Ambrose Albano ein bisschen auf den Zahn fühlen.

Both of them got rooms in the castle of Sir Shadrach Quintillan called Clood Ard Castle. There a psychic is supposed to live and Mycroft is the one to work out if its real for the british empire. The psychic is a man named Ambrose Albano.

„Eine Bewegung in der Dunkelheit des Eingangs erregte Sherlocks Aufmerksamkeit. Erst als gleich darauf eine dritte Person vortrat, erkannte er, dass es sich um einen Mann handelte, der ungefähr seine Größe und Statur aufwies. Er trug einen schwarzen Anzug samt schwarzem Hut, und sein unmodisch langes Haar fiel in Stufen auf die Schultern herab. Sein rechtes Auge war strahlend blau. Mit durchdringender Neugier starrte es Sherlock entgegen. Sein linkes Auge jedoch bestand aus einer milchig-trüben Glaskugel, die von innen heraus regelrecht zu glühen schien.“

(S. 52)

Nach einer Weile kommen alle Repräsentanten in die Burg und die Vorstellung des Könnens von Mr. Albano kann beginnen. Natürlich gelingt es Sherlock mit seiner Scharfsicht, die Tricks hinter Albanos angeblichen Mediumfähigkeiten zu entlarven.

After a while all the ambassadors of the different countries come to the castle and get to see an example of the works of Mr. Albano. For sure it is Sherlock to get behind the tricks of this man.

After the first shock the talented man shows Sherlock some of his basic techniques and the young man is fascinated by this new things.

Nach dem anfänglichen Schock ist der begabte Mann jedoch bereit, Sherlock in einige kleine Anfangstechniken einzuweisen und dieser ist fasziniert von dem Neuen, das er lernen kann.

***

Natürlich macht Sherlock auch die Bekanntschaft von Sir Shadrachs Tochter Niamh, mit der er sich anfänglich recht gut versteht, die jedoch auch ein Geheimnis hat.

Also Sherlock gets to know the daughter of Sir Shadrach, a girl named Niamh. He gets along with her quite well but she also has some kind of secret.

***

Noch dazu wird es auch auf der Burg gefährlich – spätestens dann, als eine Tote gefunden wird…

And things are getting dangerous when a dead body is found…

„Ein Körper lag unter dem Busch. Es war eine der Burgbediensteten. Sie lag auf dem Rücken und starrte in den Himmel, das Gesicht zu einem Ausdruck blanken Entsetzens verzerrt. Sherlock suchte an ihrem Handgelenk und ihrem Hals nach einem Puls, aber da war nichts. Ihre Haut war kalt, und auf ihren Augen lag eine dünne Schicht aus Staub und Pollen. Es gab keinen Zweifel: Sie war tot.“

(S. 129)

Auch Mr. Crowe und seine Tochter Virginia tauchen auf der Burg auf und sorgen für einige verwirrende Momente in Sherlocks Leben. Virginia hatte sich ja per Brief von Sherlock „getrennt“, da sie nicht wusste, ob dieser je wieder zurückkommen würde. Nun stehen sich beide erneut gegenüber und müssen wieder neu miteiander umgehen.

Also Mr. Crowe and his daughter Virginia are guests at the castle and this leads to some confusing moments in the life of Sherlock. Virginia was the one who quits with Sherlock because she wasn’t sure if he ever would come back. Now both of them have to get along and have to deal with the past and the present.

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Natürlich bleibt es auch bei diesem Abenteuer nicht bei einem Toten – und Sherlock sieht sich alten Feinden gegenüber.

For sure there are more than one dead person in this adventure – and Sherlock is coming against old enemies.

  • Wer sind die alten Feinde, die es auf Sherlock abgesehen haben?
  • Wird er sich wieder mit Virginia vertragen – oder ist für ihn diese Verbindung Vergangenheit?
  • Who are the old enemies who are looking to see Sherlock dead?
  • Is he going to get along with Virginia – or is this relationship over and part of the past?

„Young Sherlock Holmes: Der Tod ruft seine Geister“ ist im englischen Original erhältlich unter dem Titel „Knife Edge“. In der Originalsprache sind bereits weitere Bände erschienen, so dass man auch auf dem deutschen Buchmarkt auf die Fortsetzungen warten kann 🙂

„Young Sherlock Holmes: Knife Edge“ is a great 6th book in this series. In the original language there are more books available and the german readers just have to wait a while for the new adventures.

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Wer sich für die Buchreihe interessiert, kann sich auf folgenden Seiten meine bisherigen Artikel dazu durchlesen:

Ich bin natürlich schon gespannt auf die Folgeromane und auch auf die Abenteuer, die der junge Sherlock noch erleben wird. Die „festen“ Buchcharaktere sind mir als Leser sehr ans Herz gewachsen und so freut man sich natürlich als Leser auf ein Wiedersehen.

Informationen zu den Folgebändern gibt es hier und hier.

I am really excited for the new adventures that will follow. The main characters are very dear to me and so as a reader you feel good when accompanying them in new books.

You can find information on the following books here and here.

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~ Lutetia Stubbs: interessant, leicht irre und irgendwie faszinierend ~

Wie ich bereits in einem früheren Artikel erwähnte, finde ich Twitter als Kommunikationsmittel mit seinem 140-Zeichen-Limit gar nicht so schlecht.

Ich stolpere fast täglich über neue Entdeckungen und Autoren, dass ich viel viel mehr Zeit bräuchte, um wenigstens bei jedem von ihnen einmal in ein Werk hineinzuschnuppern.

Aber ich versuche zumindest, mich zu bemühen – und nun hat sich ein E-Book des Leipziger Autors Matthias Czarnetzki auf meinem Trekstor-Gerät eingenistet und wartet geduldig auf Nachfolgeliteratur seines Erzeugers.

„Lutetia Stubbs: Herz aus Stein“ – so lautet der Titel des mehr als 200-Seiten langen Werkes. Es ist übrigens das zweite in der Reihe um die faszinierende Hauptfigur Lutetia Stubbs.

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Normalerweise fängt man ja Serien meistens von vorn an, aber ich wollte an dieser Stelle einfach mal testen, ob man sich auch gut in eine Geschichte und dessen Charaktere hineintasten und -fühlen kann, wenn man den Anfang der Geschichte nicht kennt.

Es war ein wenig kompliziert und manchmal auch verwirrend, aber nach einer Weile ist es mir gelungen, die Charaktere zu identifizieren, auseinanderzuhalten und liebzugewinnen.

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Einblick 1

Die Ereignisse aus diesem zweiten Buch spielen rund ein halbes Jahr nach den Geschehnissen des ersten Buches mit dem schönen Untertitel: „Kellerleichen – und wie man sie nicht entsorgt“.

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Kellerleichen…

Lutetia, ihr Mann George und ihr Zwillingsbruder Marx wohnen schon eine Weile auf der Burg in Borough – und schon gibt es wieder Leichen.

Allerdings sind diese nicht immer ganz vollständig – und bei/ in einigen finden sich auch Dinge, die nicht in eine normale Leiche gehören. George muss es wissen, ist er doch der örtliche Leichenbestatter…

In einer Leiche findet sich ein Herz aus Basalt und wirft Fragen auf: wieso hatte der (sowieso nicht beliebte Verstorbene) sein „normales“ Herz nicht mehr, wo war das Herz, woher kam das Herz aus Stein – und wem hatte es ursprünglich mal gehört…

Doch nicht nur Lutetia muss sich mit Leichenproblemen herumärgern, auch die diversen Nebencharaktere sorgen für rasante Action und lassen es nicht langweilig werden.

Da hätten wir zunächst Lutetias Vater Harold. Nebst seiner Haushälterin Brenda – die eigentlich gern mehr wäre, aber erstmal dafür sorgen muss, dass ihr Arbeitgeber und sie nach einem Casinobesuch in Las Vegas am Leben bleiben.

Dann gibt es in Borough einen Arzt namens Ruteledge, der auch so seine Geheimnisse hat und nicht wirklich gut auf Lutetia zu sprechen ist.

Diverse Mafiosi, russische Gangster und eine plötzlich aufgetauchte Touristin (die gar keine ist) komplettieren den rasanten Reigen um die Ereignisse, die sich in diesem Buch abspielen und den Leser an die Schrift fesseln.

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Das ist erst der Anfang…

Nebenher muss sich Lutetia ihres Bruders erwehren (dessen Geldgier und kleinere Drohungen den Verstand ein wenig vernebelt haben) und dafür sorgen, dass die Burg auch ihr Zuhause bleibt!

„Wer war das?“

„Jemand, der behauptet, dass ihm die Burg gehört. Er will, dass wir in vierundzwanzig Stunden verschwunden sind.“ Lutetia blätterte durch die Papiere, die ihr der Anwalt gegeben hatte. […]

„Warum erschießen wir ihn nicht einfach?“

„Wischst du die Schweinerei dann weg?“

„Nein.“

„Deshalb.“

(S. 67 Ebook-Ausgabe)

 

Lutetia Stubbs ist die Art von Person, mit der man sich nicht anlegen sollte. Zumindest nicht, wenn man vorhat, etwas länger zu leben.

„Was mich in diesem Zusammenhang interessiert: sind Sie eine gewalttätige Psychopathin?“

„Dann wäre mein Leben einfacher.“

(S. 77 Ebook-Ausgabe)

 

Und: potentielle Killer sollten sich lieber zweimal überlegen, ob sie sich mit Lutetia und ihrer Familie anlegen:

„Hat er überlebt? George überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf.

„Es sind fünfundsiebzig Meter freier Fall und die Grube ist fünfundzwanzig Meter tief. Falls er lebend unten ankam, ist er untergegangen.“

„Du sagst das mit einem Bedauern in der Stimme.“

„Ja. Wir haben jetzt eine Leiche im Keller.“

„Das hatten wir schon immer.“

„Aber für die sind wir verantwortlich.“

„Solange es nicht meine eigene Leiche ist, kann ich damit leben.“

(S. 112, Ebook-Ausgabe)

 

„Lutetia Stubbs: Herz aus Stein“  ist definitiv lesenswert.

Die Geschichte ist rasant, voll von skurrilen Charakteren – und der häufig wechselnde Handlungsort hält den Leser und seine Konzentrationsfähigkeit auf Trab und sorgt für gelungene Abwechslung.

Wer Lust bekommen hat, kann hier in den dritten Band hineinlesen und ein vierter ist für dieses Jahr geplant.

***

Auf jeden Fall sollte man sich mit dem Autor und Erschaffer von Lutetia befassen.

Matthias Czarnetzki hat nicht den typischen „Ich-werde-Autor“-Karriereweg eingeschlagen, sondern kam auf Umwegen zur Schreiberei. Das heisst, geschrieben hat er schon immer.

Allerdings hat er zunächst als Banker gearbeitet, war dann als Journalist tätig und hat Informatik studiert.

Neben seiner schriftstellerischen Arbeit programmiert er Software und ist auch sonst ein vielbeschäftigter Ehemann und Vater.

Interviews mit vielen Einblicken in das Leben des Autors gibt es hier, hier und hier.

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Ich wünsche euch – wenn ihr Lutetia eine Chance geben wollt – eine vergnügliche Zeit mit ihr, dem Humor im Buch und natürlich mit Lutetias Familie 🙂

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Das Ende…nein, es geht noch weiter…

~ „Grabt Opa aus!“ – ein Trottel und die Auftragskiller… ~

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Tatjana Kruse: Grabt Opa aus!

Der Untertitel lautet zwar „Ein rabenschwarzer Alpenkrimi“ – aber hartgesottene Krimiliebhaber wird Tatjana Kruse wohl eher nicht anziehen.

Wen sie mit ihrem Buch stattdessen anzieht?

Liebhaber von lustigen Handlungen, chaotischen Charakteren und viel Humor.

Oft greift man sich beim Lesen lachend an den Kopf mit dem Gedanken: Das kann dem doch nicht auch noch passieren…

Aber zurück zum Anfang:

„Sein Leben als Leiche begann an einem Spätnachmittag im Herbst, ohne dass er es merkte.“ (S. 5)

So beginnt die Geschichte.

Allerdings ist das dann auch schon wieder vorgegriffen.

Darf ich vorstellen: Alfie. Die Hauptperson.

Allerdings ist Alfie nicht so eine schimmernde, starke und männliche Hauptperson – kein Ermittlertyp oder so. Alfie ist …. eben Alfie.

Dünn – um nicht zu sagen schmächtig, jungenhaft wirkend (obwohl schon altersmäßig definitiv ein Mann) und zu allem Übel… trottelig und vom Pech verfolgt.

Also eigentlich das komplette Gegenteil – aber man mag ihn trotzdem.

„Als Alfie den Umschlag mit den Zinken einer Kuchengabel gewissenhaft aufschlitzte – er war kein Freund von Spontanität, Chaos und schludrig geöffneten Briefumschlägen -, erwies sich der Inhalt denn nicht auch als später Urlaubsgruß, sondern als höchst anwältliches Schreiben.“ (S. 8)

Und damit fangen die Unannehmlichkeiten für den Angestellten des Café Schröpp auch schon an.

Alfie verärgert einen Gast, beschert diesem aus Versehen fast einen baldigen Tod, wird von seiner baldigen Vaterschaft überrascht, steht mehr oder weniger in Flammen (im wahrsten Sinne des Wortes) und kann sich nur durch Flucht vor der eventuellen Ermordung durch seinen Chef retten.

„Du wirst Vater!“, säuselte Frau Schröpp und strahlte über alle vier Backen. „Freust du dich?“

„Nein!“, purzelte es aus Alfie heraus. (S. 19)

Er macht sich also auf den Weg zum Anwalt – nach Seefeld in Tirol.

Dass diese Reise nicht ohne Zwischenfälle verläuft, ist vorprogrammiert und es macht einen Höllenspaß, Alfie zuzusehen (im gut laufenden Kopfkino), wie er diverse für ihn furchtbare Situationen durchlebt – nur um beim Anwalt zu erfahren, dass er eine weniger beliebte und bruchbudenhafte Pension geerbt hat.

„Und dann stand er vor seinem… Gebäude.

Tja.

Gut, es war relativ groß und hatte zur Seeseite zwei Türmchen, aber Schloss ging anders. Weiß auch.“ (S. 49)

Aber das Gebäude an sich ist eher das kleinere Problem, mit dem sich der verwirrte Alfie befassen muss.

Die Bewohner sind wichtiger. Alles Menschen im Ruhestandsalter. Alle früher mal gefährlich – und jetzt auch noch.

Ex-Auftragskiller…

Und Alfie mitten unter ihnen…

Da Alfie Probleme hat, sich ihre richtigen Namen zu merken, begegnen dem Leser im Buch auch Mireille Mathieu oder Jeff Bridges – und eine Ratte namens Yussef…

***

Die Geschichte ließt sich wie die Aneinanderreihung von komischen Zwischenfällen, durch die Alfie taumelt – und am Ende ist es wohl mehr „Glück“ als alles andere, dass er die Vorfälle im Buch überlebt hat.

Man wird ja auch eher selten mehrfach versucht zu ermorden – auf unterschiedliche Weise.

Aber Alfie hat das zweifelhafte Vergnügen, die Gesellschaft der greisen Ex-Mörder zu genießen und kommt letztenendes doch noch  zu einer Familie.

Ob er in Seefeld bleibt?

„Sieh dich doch um, Jungelchen, gibt es einen schöneren Ort als den hier?“ (S. 211)

***

Tatjana Kruse hat mit „Grabt Opa aus!“ einen Pageturner geschrieben, der komische Vorfälle und Charaktere ihresgleichen sucht.

Man wird hineingezogen in den Rausch aus witzigen und manchmal auch bösartigen Vorfällen und kommt nicht drumherum, ein gewisses Mitgefühl für Alfie zu entwickeln, der sich manchmal auch wirklich zu dumm anstellt.

„Grabt Opa aus!“ (im wahrsten Sinn des Wortes) beschert Alfie körperliche Arbeit, Panikattacken und er wächst ein Stück weit über sich hinaus…

Bleibt zu hoffen, dass Tatjana Kruse ihrem Alfie vielleicht noch eine Fortsetzung angedeihen lässt – passen würde es…

„Keine Sorge“, sagte Jeff Bridges, „wir fangen nicht gleich heute mit deiner Ausbildung an. Gewöhne dich erstmal an den Gedanken. […] Aber du holst mich schon noch ein.“ (S. 214)

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Bildquelle: http://i1.weltbild.at/asset/vgw/grabt-opa-aus-085294027.jpg

Die Leipziger „Völkerschlachterei“ – eine Lesung…

Im Rahmen des 17. Leipziger Literaturherbsts war ich am 17.10. bei einer Lesung in der Leipziger Stadtbibliothek.

Der Hintergrund: 200 Jahre „Jubiläum“ Völkerschlacht zu Leipzig und das 100-jährige Bestehen des Völkerschlachtdenkmals.

 

Wie so oft in Inszenierungen von Schlachtbegebenheiten wird auch hier viel Brimborium betrieben und das Blutvergießen, dass zur damaligen Zeit herrschte, verharmlost. P1040421

Zur Lesung ein paar Worte:

Mit einer Gesamtauslastung von geschätzt 95% war der relativ große Raum im vierten Obergeschoss der Bibliothek sehr gut besetzt.

Der Raum füllt sich langsam...
Der Raum füllt sich langsam…

Mitveranstalter des Abends (der übrigens ohne Eintritt zu besuchen war) war der Arbeitskreis für vergleichende Mythologie, der seinen Sitz im „Haus des Buches“ hat.

Der Leipziger Autor wird kurz vorgestellt...
Der Leipziger Autor wird kurz vorgestellt…

Dr. Günter Gentsch stellte seine essayistische Streitschrift zur Völkerschlachterei vor und wurde im Anschluss mit viel Lob bedacht.

Er stellte Friedrich Wilhelm III. als Zögerer dar, der – bis zu seiner Verbündung mit Russland – unter enormem Handlungsdruck stand. Die Schrift wirft ein Blick auf die damalige Propaganda, die enorm zur Lenkung des Glaubens der Bevölkerung beitrug. Es wurden Dinge versprochen und vorgegaukelt, die im Nachhinein als nicht-erfüllbar entlarvt wurden.

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Der Leipziger Autor lenkt in seinem kurzen Werk einen umfassenden Blick auf alle Beteiligten der Ereignisse von 1813ff. und seine gewohnte Sprache ist den Ausführungen nur zuträglich.

Als Zuhörer vernahm man längere Sätze (mit Verschachtelungen), die an dieser Stelle gut zur Geltung kamen. Des Weiteren baute Herr Gentsch eine Vielzahl von Zitaten und anderen Literaturquellen ein, um seine Worte zu belegen. An dieser Stelle seien als Beispiel nur einmal diverse Augenzeugenberichte zu nennen.

 

Durch seine umfangreichen Schilderungen bringt er die schlimmen Tatsachen und Zustände zu Tage („Schlachterei“), die oftmals übersehen werden, wenn es um das Hervorheben der Ereignisse geht.

Günter Gentsch wirft auch einen zeitenumspannenden Blick bis in die heutige Zeit, in der das 200-jährige Gedenken an die Geschehnisse im Vordergrund steht.

Er beleuchtet den Wiener Kongress, in dem intrigiert, erpresst und gefeilscht wurde, um die jeweiligen Länderziele zu erreichen.

 

Ich als Zuhörerin komme an dieser Stelle nicht umhin zu sagen, dass ich mir eine solche Schrift bzw. solchen Enthusiasmus für ein Thema zu Zeiten meines Geschichtsunterrichts in der Schule gewünscht hätte!

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Dr. Gentsch hebt außerdem deutlich hervor, dass es seiner Ansicht nach beim Bau des Denkmals und der Feierlichkeiten zum Jahrestag mehr um das heldische Gedenken geht und weniger um das menschliche. Es werden die Mythen um den heldenhaften Sieg zelebriert und die schrecklichen Einzelschicksale, die zum Nachdenken anregen sollen, fallen meist „hintenrunter“ und werden vergessen. Seiner Ansicht nach bedarf dies einer Änderung, da es vor allem die Toten sind, denen man gedenken sollte.

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Aber wird nicht immer vieles verharmlost, um sich im Glanz des jeweiligen Ergebnisses zu sonnen?

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Neben dem gekonnten Einbau der Aussagen von Philosophen wie Nietzsche oder Cicero lenkt Herr Gentsch den Blick auch auf den Wandel in der Bedeutung des Denkmals zu verschiedenen Zeiten. Zu Zeiten der Herrschaft Hitlers wurde das Denkmal in seiner Botschaft zweckentfremdet und diente zeitweise sogar als „Weihestätte der deutsch-russischen Freundschaft“.

Heute finden in dem Gebäude Ausstellungen, Lesungen sowie Gebete und Gottesdienste statt.

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Bei all dem Rummel um die Schlacht und das Denkmal werden aber andere – ältere – und auch kulturell friedlichere Jubiläen nicht mit so viel TamTam erinnert. So wurde zum Beispiel das Jubiläum des Thomanerchores nicht so umfangreich zelebriert, obwohl dieser Knabenchor bereits seit 1212 existiert.

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 Laut dem Leipziger Autor besteht das heutige „Schlachtmarketing“ darin, am „Völki“ laut zu feiern und Volksfeste zu feiern, um vornehmlich auch das jüngere Publikum anzulocken.

Dass diese „Eventkultur“ unterschiedliche Meinungen hervorrufen kann, zeigte sich in der anschließenden Diskussion.

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Die überwiegend älteren Besucher fragten zunächst nach einer geplanten Veröffentlichung des Werkes und äußerten ihre Freude über das Vorhandensein einer solchen Streitschrift.

 

Im weiteren Gesprächsteil ging es um die Eventkultur. Wie werden heute historische Ereignisse für die jüngere Zielgruppe inszeniert, was wird gezeigt, was wird weggelassen?

Wie vermitteln historische Filme/Serien etc. die damaligen Zustände?

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Sicher ist, dass im TV keine triefend verletzten und zu Tode blutenden Schlachtopfer gezeigt werden können.

Hier stellt sich dann die Frage:

Wie lehrt man die nachwachsenden Generationen Ehrfurcht vor den historischen Geschehnissen und ihren Opfern zu haben? Ist dies eher Aufgabe der Eltern, sich um die emotionale Reife ihrer Kinder zu kümmern oder hat hier auch die Schule einen Auftrag, sich im Geschichtsunterricht oder anderen Schulfächern um die emotionale Erziehung und Bildung zu kümmern?

Ich bin der Auffassung, beide Institutionen – sowohl das Elternhaus als auch die Schule haben diese Aufgabe zu erfüllen. Nicht nur im Rahmen des schulischen Lehrplans sondern auch im Rahmen der außerschulischen Bildung.

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Als letzten großen Diskussionsteil im Rahmen der Lesung ging es um Napoleon, der nach Aussagen der Anwesenden „im zweiten Lebensteil die Bodenhaftung verloren hat.“

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Auch ging es um die Größe des Denkmals, die an Großmannssucht erinnert. Das Denkmal spricht nicht von den Toten der Schlacht sondern von den „Heldentaten“ und sendet somit auch eine ganz andere Botschaft aus als zum Beispiel das Denkmal der russischen Bevölkerung zur Völkerschlacht, welches ganz in der Nähe steht: eine Kirche.

Zu Ende des Vortrags tat sich – als Zusammenfassung sozusagen – folgende Frage auf:

 

Wie kann man eine Gedenkkultur entwickeln, die auf menschlichem Erinnern und Emotionen basiert?

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„Wish me dead“ – Hexen, Horror, Hokuspokus … in Bad Münstereifel?

Während meines diesjährigen  Londonurlaubs lief ich auch durch den beschaulichen Stadtbezirk Hampstead.

Dreimal dürft ihr raten, wohin es mich auch gezogen hat… Richtig – in einen Buchladen. In unmittelbarer Nähe zu Hampstead Heath, einem wunderbaren Waldgebiet mit Schwimmponds  fand ich einen kleinen gemütlichen Buchladen: „Daunt Books“.

 

Und wie ihr euch denken könnt, bin ich auch hier nicht gegangen, ohne etwas mitzunehmen:

 

„Wish me dead“ von Helen Grant.

 

Buchcover; schwarzer Hintergrund, rote Schrift, Mädchen, das sich umdreht und den Leser anaschaut
Quelle: http://www.helengrantbooks.com/images/wish-me-dead-press.jpg

 

„The funny thing is, I never ever meant the first one. I had nothing against Klara Klein, nothing at all. It was Max who started it, with his plan to visit the witch`s house.“ (S. 1)

 

Die Hauptrolle spielt Steffi Nett. Sie ist die Tochter eines Bäckers, der – genau wie seine Frau, Steffis Mutter, darauf baut, dass seine Tochter eines Tages die Bäckerei übernimmt.

Allerdings ist Steffi nicht besonders davon begeistert.

In ihrem Freundeskreis ist sie eher die Ruhige, aber dann bringt ein Ereignis ihr Leben ein wenig durcheinander.

Die sechs Freunde fahren zum Haus von „Rote Gertrud“ – einer Frau, der Hexerei nachgesagt wurde, und die daraufhin zum Tode verurteilt wurde.

Sie beschließen – nur so aus Jux – ihre Wünsche auf einen Zettel zu schreiben und zu schauen, was passiert…

Einer der Freunde, Max, hat eine merkwürdige Idee:

„We`re going to kill Klara Klein.“ (S. 10)

 

Steffi wird gewählt, um die Botschaft an die „Hexe“ zu schreiben und in einer kleinen Schachtel zu verstauen. Zunächst widerwillig erklärt sich die Schülerin dazu bereit.

***

Am nächsten Tag macht eine Nachricht die Runde unter den Bewohnern der Stadt. Eine Todesnachricht!

Klara Klein ist tot!

***

 

Wie geht die Geschichte weiter?

Gibt es weitere Tote?

Wird Steffi sich ihre Wünsche erfüllen oder entpuppen sich einige davon als unrealisierbar und Tagträumerei?

 

 

Ich bin selbst gerade bei der Lektüre dieses Romans. Die Leseerfahrung war bis jetzt recht positiv. Mal schauen, wie es weitergeht.

 

Die Autorin bloggt auch und ist hier zu erreichen.

 

***

 

Weitere Bücher von Helen Grant:

Blutige Scherben

Die Mädchen des Todes

Natürlich sind auch die jeweiligen englischsprachigen Varianten auf amazon.de vertreten.