Akram El-Bahay: „Bücherkrieg“

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Kennt ihr das, wenn ihr das Lesen eines Buches zeitlich hinauszögert, so dass ihr länger etwas vom Inhalt habt? Mir ging es auch beim finalen Teil der Trilogie rund um die Bücherstadt und ihre Bewohner so – genau wie bei den ersten beiden Teilen mit den Titeln „Bücherstadt“ und „Bücherkönig„.

Nun ist es soweit, der Krieg steht bevor.

Auf der einen Seite die befreiten Fabelwesen mit ihrem Anführer Nusar – und auf der anderen Seite die Sahira Layl und der Weiße König.

Die Vorbereitungen für den Schlag gegen den Weißen König und die Sahira der Nacht laufen und auch Sams Vater Vicente sowie die Feuerentzünder, Diebe und Mörder der Unterwelt Mythias sind mit einbezogen.

Der Asfur Nusar schafft es, gemeinsam mit dem Pferdemenschen Shagyra und der Hilfe von Sam, sowohl Fabelwesen als auch menschliche Unterstützer einzuteilen, zu motivieren und auf den folgenden Kampf vorzubereiten. Auch wenn nicht alle von den getroffenen Maßnahmen immer begeistert sind. Doch in Zeiten wie diesen muss man erfinderisch sein und auch einmal ungewöhnliche Wege gehen.

So wie Sam, als dieser sich in Begleitung von Shagyra ins Gefängnis von Mythia wagt…

Und auch in den Gefängnisinsassen finden sie weitere Helfer im Kampf um die Freiheit der vorher in Büchern eingesperrten Fabelwesen.

Währenddessen macht sich Kani mit ihrem neuen Ich vertraut. Sie ist zur Hälfte eine Sahira – die Sahira der Dämmerung – und ist laut Auskunft der steinernen und stummen Thalia auch diejenige, die die Veränderung bringen wird. Zum Guten oder zum Schlechteren.

Die Geschichte um den Bücherkrieg wäre nicht dieselbe, würde sich nicht auch Sam früher oder später wieder in den Gängen Paramythias befinden, der riesigen Bibliothek unterhalb der Stadt.

Mit seiner ersten Vermutung, dass der Krieg auch diesmal seine Opfer finden würde, wird Sam noch sehr recht haben.

Doch bis dahin laufen die Vorbereitungen wie am Schnürchen und binden alle Fabelwesen mit unterschiedlichen Aufgaben ein. Da Sam seine Spionage- und Diebeskünste zur Verfügung stellen soll, ist er auf die Hilfe der Bahriden angewiesen. Die Wasserwesen, die sich und jene, die sie berühren, unsichtbar machen können, stehen auch nicht allen Unternehmungen gut gelaunt gegenüber und nicht alle Gewohnheiten der Menschen finden ihren Anklang.

Hier schafft Akram El-Bahay es auch wunderbar – wie bisher in allen Büchern, die ich gelesen habe – Alltagskritik/ Umweltkritik einzuwerfen, die bei aufmerksamen Lesern nicht unbemerkt bleibt und auch als richtig und wichtig empfunden wird.

Während all dies geschieht, ist Kani darum bemüht, ihren Weg als Sahira zu finden, ihr Ich nicht zu verlieren und denen zu helfen, denen sie auch vorher nahestand und als Freunde bezeichnet hat. Mit ihrem neu erlangten Wissen auch in Bezug auf den Tod ihrer Mutter ist dies jedoch nicht ganz so einfach für die neu erwachte Sahira und mehr als einmal hat sie mit aufkommender Wut und Rachegelüsten zu kämpfen. Doch für ihr gemeinsames Ziel und für ihre Freunde findet sie den richtigen Weg.

In den laufenden Kämpfen in Mythia finden sowohl Menschen als auch Fabelwesen den Tod. Wir als Leser werden mehrere lieb gewonnene Charaktere verlieren und müssen dies als gegeben hinnehmen, dient es doch auf die ein oder andere Weise dem Fortkommen der Geschichte. Wenn man es am Ende überdenkt, ist es vielleicht auch gut so, dass gerade diese Charaktere gegangen sind, gerade weil sie so einen großen Eindruck hinterlassen haben.

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Am Ende einer Trilogie wie dieser muss es ja eine Art von Happy-End geben – und Akram El-Bahay gibt uns Lesern ein zufriedenstellendes Ende für alle noch lebenden Charaktere.

Und das Gute, wenn man die Bücher zur Hand hat: man kann jederzeit von vorn beginnen und Shagyra, Nusar, Kelaino, Umm, Sam, Kani und die anderen neu kennenlernen und sich in die Straßen von Mythia und die unterirdischen Wege Paramythias ziehen lassen.

„Bücherkrieg“ ist ein würdiger Abschluss dieser Reihe um Menschen, Fabelwesen und die Dinge, die uns ausmachen – abgesehen von Aussehen, Zugehörigkeit und ersten Überzeugungen. Die Trilogie handelt von Vertrauen, Freundschaft und dem Wunsch nach Freiheit.

Wer übrigens mehr ein Audiotyp ist, dem kann ich das Hörbuch empfehlen, gelesen von Thomas Schmuckert und – wie auch die beiden anderen Teile: eine „Ohrenweide“.

~ Akram El-Bahay: „Bücherkönig“ ~

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~ Bücherkönig – ein Buch, das fesselt… ~

Nachdem ich schon vom ersten Teil der Trilogie von Akram El-Bahay begeistert war (siehe Lesungsberichte hier und hier), konnte ich es kaum abwarten, bis der zweite Teil um die Abenteuer von Sam, Kani und den Fabelwesen von Paramythia erscheint.

Und ich wurde nicht enttäuscht.

„Bücherkönig“ zieht den Leser sofort wieder in seinen Bann und die Erzähltalente von Akram El-Bahay lassen einen in die märchenhaften Welten von Mythia und Paramythia eintauchen, als ob nicht ein Tag seit dem Lesen des ersten Buches vergangen wäre.

„Märchen geben der Wirklichkeit ein neues Kleid und lenken den Blick vom Gewohnten, das nicht mehr als eine Schale ist, auf das Wesentliche.

Auf den Kern der Dinge.

Wer das nicht erkennt, sieht immer nur auf die spiegelnde Oberfläche, aber nie tiefer in den See hinein.“

(S. 35)

~ … und die Abenteuer gehen weiter… ~

Sam und seine Begleiter haben bisher schon viel Interessantes erlebt, Neues kennengelernt, Verluste erlitten – und sind dadurch nur stärker geworden. Und stärker müssen sie auch sein, denn die Fabelwesen der Gruppe, Asfura und Nushishan, wollen unbedingt mehr über ihre Vergangenheit wissen. Und Wissen ist nicht immer ungefährlich…

„Nusar verzog die Lippen zu einem freudlosen Lächeln, das seine spitzen Zähne entblößte:

‚Ich will wissen, wer ich bin. Wer mich geweckt hat. Weshalb ich gefangen war.'“

(S. 65)

Dabei müssen sie einen neuen Feind im Auge behalten, der hinter ihnen her ist, aber nicht leicht zu erkennen ist: ein Wesen aus Papier, dem Leben von der Dunkelheit eingehaucht wurde. Und dieses Wesen ist auf der Jagd…

„Der Mensch verbringt zu viel Zeit damit,

sich vor dem Ende zu ängstigen.

So viel, dass er manchmal vergisst, zu leben.“

(S. 152)

Und leben – das tun Sam und seine Gefährten.

Auf ihrer Suche nach der Wahrheit hinter den Geschehnissen in Paramythia müssen Sam, Kani und die Fabelwesen ihren Weg in die Wüste einschlagen – und auf Hilfe von ungewöhnlicher Seite bauen: Ein Blinder, der mehr vom Leben will, von den ungewöhnlichen Gefährten fasziniert ist und an die Wahrheit in Märchen glaubt.

„Jede Geschichte trägt einen Kern der Wahrheit in sich.

Manche glauben, Märchen dienten den Schwächlichen nur als Tor, um vor der rauen Wirklichkeit zu flüchten.

Wie törricht muss jemand sein, der so denkt?

Diese Narren machen sich nicht die Mühe, nach dem zu schauen, was sich im Inneren der Erzählung verbirgt.

Und wenn sie nichts auf den ersten Blick erkennen, so glauben sie ein Märchen sei leer. Doch das ist es nicht.

Es gibt das Tor zum Himmel. Und die Märchen können den Weg dorthin weisen.“

(S. 150)

Und auf dem Weg zur Wahrheit finden Sam und seine Freunde – denn das sind sie im Laufe der Zeit geworden – neue Bekannte…

~ Bahride…Wasserwesen…Freund oder Feind? ~

Als sich die Chance für die Fabelwesen bietet, ihre wahren Namen zu erfahren – zögern sie…

Nicht immer ist die Wahrheit das, was man serviert bekommt…

„Die Wahrheit.“ Umm klang abfällig.

„Was ist schon die Wahrheit?

Selbst wenn man nicht lügt, ist es immer nur der eigene Blick, den man hat.

Und der muss nicht unbedingt der richtige sein.“

(S. 138)

Es ist an der Zeit für die Fabelwesen – den Asfur, der einst eine dunkle Vergangenheit hatte – und den Nushishan, dessen verlorene Vergangenheit ebenso dunkel scheint – eigene Wege einzugehen und sich nicht von vergangenen Geschichten blenden zu lassen.

„Unser Schicksal? Wer weiß, was uns bestimmt ist?

Mir gefällt der nicht, den ihr mir gezeigt habt.

Und meinem Freund hier gefällt seine Vergangenheit ebenfalls nicht.“

(S. 198)

Nun haben die Fabelwesen rund um Sam mit einiger menschlicher Unterstützung nur noch ein Ziel: die eingesperrten Fabelwesen aus Paramythia zu befreien – zumindest so viele wie möglich.

~ Wege ins Schloss… ~

Doch noch immer ist dies ein gefahrenvolles Abenteuer und auch nach der gelungenen Befreiung einiger durch die Gefangenschaft verwirrter Asfura, Nushishan, Bahriden, Iblise und anderer steht für alle Beteiligten fest: DAS IST ERST DER ANFANG!

„Sam stand zwischen den zerbrochenen Flügeln des mächtigen Tores und blickte auf die Welt vor ihnen, während das Heer der Fabrelwesen an ihm vorbeizog.

Die Nacht war von einem einzigen Wort erfüllt.

Freiheit.

„Es ist ein weiter Weg“, sagte er.“ (S. 396)

Und ich bin gespannt auf den dritten Teil – „Bücherkrieg“ – der im nächsten Jahr erscheinen wird.

Und ebenso gespannt bin ich auf die Buchmesse in Leipzig, 2019, bei der Akram El-Bahay sicherlich wieder zu Gast sein wird und aus „Bücherkönig“ lesen wird.

~ Kommt nach Paramythia ~

~ Akram El-Bahay: „Bücherstadt“ ~

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Nachdem ich sowohl am diesjährigen Buchmesse-Donnerstag, als auch am Buchmesse-Freitag das Vergnügen hatte, Lesungen von Akram El-Bahay zu besuchen und mir ein signiertes Exemplar von „Bücherstadt“ mitzunehmen, habe ich während meines Kurzurlaubs in Rostock gleich die Zeit genutzt und bin in die Tiefen von Paramythia abgetaucht.

„Bücherstadt“ ist übrigens der Beginn einer Trilogie und ich bin schon sehr gespannt auf die Folgeteile mit den Titeln: „Bücherkönig“ und „Bücherkrieg“. Bereits im September dieses Jahres kann ich die weiteren Abenteuer von Sam und den anderen weiterverfolgen.

Ein kurzer Hinweis: Zu „Bücherstadt“ könnte man viel und umfangreich schreiben – an dieser Stelle findet ihr aber nur einen kurzen Anschnitt der Geschehnisse.  Lest das Buch und bildet euch eine eigene Meinung, denn das ist es, was dieses Buch verdient: mehr Leser.

In „Bücherstadt“ begleiten wir Samir – kurz Sam – ehemals ein talentierter und gefeierter Dieb, auf seinem neuen Lebensweg. Er will sein altes Leben hinter sich lassen und bei der Palastwache von Mythia tätig werden. Doch dann kommt alles anders…

„Dann aber wurde Majids Miene ernst.

‚Das alles kannst du hinter dir lassen.

Doch du kannst nicht vor dir selbst davonlaufen.'“

(Bücherstadt, Seite 18)

Sam wird nach Paramythia gebracht, der Stadt unter der Stadt. Bücher über Bücher werden dort gesammelt und aufbewahrt und bewacht. Sam hat sich einen neuen Namen zugelegt und will seinen Dienst so gut wie möglich verrichten. Noch ahnt der junge Mann allerdings nicht, auf welche Abenteuer er sich eingelassen hat…

Nach und nach entdeckt Sam die Geheimnisse, die in Paramythia hinter jeder Ecke zu lauern scheinen – gute, wie auch böse. Er macht wichtige Bekanntschaften, die ihm seinen neuen Arbeitsplatz erträglicher machen –  ihn aber auch herausf0rdern, der Wahrheit auf den Grund zu gehen und sein Leben für nicht alltägliche Dinge öffnen.

So erfährt Sam, dass mythische Fabelwesen wie Asfura oder Nishushan ebenso real sind wie die Gefahren der Nacht, vor denen er und seine Begleiter sich besser in Acht nehmen sollten…

Akram El-Bahay’s „Bücherstadt“ ist durchzogen von Abenteuern, Kämpfen, Erkenntnissen und dem Wunsch Sams, das Richtige zu tun. Für Leser, die ein abwechslungsreiches Buch suchen, welches nicht die alltäglichen Inhalte ausbreitet oder nur leicht umändert, ist „Bücherstadt“ das perfekte Lesematerial. Neu, interessant, schnell im Erzählrhythmus und fesselnd in der Ausführung.

Beim Lesen arbeitet das Kopfkino auf Hochtouren und ich als Leserin würde mir wünschen, dass „Bücherstadt“ von findigen Regisseuren eine filmische Umsetzung bekommt. Verdient hätte es das Buch allemal.

Und immerhin kann man sich auf die Fortsetzungen freuen 🙂

„Sam sah zurück.

Auf dem Turm erkannte er eine Gestalt.

Sie war ein dunkler Fleck auf dem vom silbernen Mondlicht beschienenen Turm.

Layl.

Die Nacht hatte den Tag besiegt.

Aber Sam war ihr dennoch entkommen. Sam, der Dieb, war nicht erkannt worden. Und Harun, der Wächter, konnte zurückkehren.

Er würde den weißen König warnen.

Und dem Herzen der Bücherstadt auch das letzte Geheimnis entreißen.“

(Bücherstadt, S. 363)