Gestern abend war es soweit:
9,27 Millionen Zuschauer versammelten sich vor ihren TV-Geräten und verfolgten die letzte Sendung eines ehemaligen TV-Riesen.
„Wetten Dass…“ verabschiedete sich nach 33 Jahren von seinen Zuschauern.
Und das nicht mal schlecht.
Die Fantastischen Vier eröffnen den Marathon, der sich die letzte Sendung nennt – zu Gast war die Show übrigens in Nürnberg.
Die Zuschauer setzten sich zusammen aus alt und jung, männlich und weiblich – gut gemischt, um zu verdeutlichen, dass „Wetten Dass…“ eine Familiensendung ist und viele Jahre eine feste Größe für einen gemütlichen Familienabend war.
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Es werden Zusammenschnitte aus den vergangenen Jahren eingespielt und Erinnerungen mit den Gästen ausgetauscht.
Hierbei überwiegt der Anteil der deutschen Prominenten: Helene Fischer, Olli Dietrich (neues Projekt: „Das Talkgespräch“), Wotan Wilke Möhring, Katharina Witt, Bully, Otto, Elton sowie Til Schweiger (neuer Film: „Honig im Kopf“) und Samuel Koch.
Als prominente Hollywoood-Ergänzung sitzt Ben Stiller mit auf der Couch. Natürlich wirbt der sympathische Schauspieler für seinen neuen Film „Nachts im Museum 3“ – übrigens der letzte Film mit dem verstorbenen Robin Williams.
Ben Stiller ist ruhig, zurückhaltend und Markus Lanz schafft es nicht wirklich, ihn in ein etwas längeres Gespräch zu führen. Trotzdem sind diese Momente sehr liebenswert und lassen erahnen, was einem fehlen wird.
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Sieht man sich die Wetten des gestrigen Abends an, kann man sie nur alle als gelungen bezeichnen. Fünf Wetten waren zu gewinnen:
* die Cheerleader der Magic Maniacs aus Elmshorn mit ihrer Wette, Kleidungsstücke auf einer in fünf Metern angebrachten Leine festzuklammern
* die Kinderwette des jungen Paul, der anhand der Art des Ableckens von Leberwurst von seinem Handrücken verschiedene Hunde erkennen kann
* die Wette des blinden Dave, der mit Hilfe von Echoortung Puzzleteile erkennen kann
* die Außenwette, ein Geschwindkeitsvergleich zwischen Traceur und Rallye-Weltmeister an einem Parkhaus
und
* die Wette eines jungen Mannes, der einen bestimmten nummerierten Buchstaben in einem Text erkennen kann, während dieser Text vorgelesen wird
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Schön waren auch die musikalischen Momente der Sendung. Nichts besonderes – oder herausragendes, aber schön.
Wir sahen die Fantastischen Vier auf der Bühne, Helene Fischer in smartem Anzug mit Fliege und wallendem blonden Haar sowie Pentatonix, die mit ihrem a-capella-Gesang begeisterten.
In Zusammenschnitten wurde auch den Sängern und Sängerinnen erinnert, die in den langen Jahren der Wetten-Dass-Geschichte zu Gast waren.
Zuletzt verabschiedete „Der Graf“ noch musikalisch die Sendung und sich selbst. Auch er steigt aus seiner Musikkarriere aus und so fand man diese Kombination wohl auch sehr passend.
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Sicher haben die Sendungen, die über die Jahre von Frank Elstner, Wolfgang Lippert, Thomas Gottschalk und schließlich Markus Lanz moderiert wurden, einen gewissen Charme und auch ihre Anhänger.
Sicher gibt es auch viele Menschen, die alles und jeden schlecht reden und natürlich an Markus Lanz ein wunderbares Ziel gefunden haben.
Aber es ist doch so:
Geschmäcker ändern sich. Zeiten ändern sich.
Was für die Zuschauer der 80er Jahre ganz interessant und aufregend war, rührt vielleicht heute niemanden mehr.
„Wetten Dass…“ ist und bleibt Fernseh-Geschichte!
Natürlich hat sich die Sendung nach dem Unfall von Samuel Koch und dem Weggang von Gottschalk nicht mehr aufrappeln können.
Die Frage ist nur: Wäre es ohne Unfall bzw. Weggang des einstigen Moderators besser gegangen? Hätte „Wetten Dass…“ als Fernsehformat länger gelebt?
Es lag nicht nur an Markus Lanz, der auch aus einem ganz anderen Bereich kommt als Gottschalk, dass die Einschaltquoten für die „Obrigkeit“ des Senders nicht mehr akzeptabel waren.
Und was heisst hier auch „akzeptabel“?
Manch ein Sender bzw. manche Sendung würde sich diebisch freuen, solche als „niedrig“ angesehenen Quoten einfahren zu können.
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In den vergangenen Sendungen haben die vermeintlichen Kritiker überwogen, die sich natürlich freuten, als Markus Lanz scheinbar versagte.
Sie haben seinen beruflichen Hintergrund nicht bedacht: Thomas Gottschalk kam aus dem Radiobereich und hatte schon immer dieses „Unterhaltungsblut“ in sich.
Markus Lanz hat zwar auch beim Radio gearbeitet (Radio Holiday, Radio Hamburg) und war als Moderator (Guten Abend RTL, Explosiv,…) vielfältig tätig, dennoch umgibt ihn ein komplett anderer Hintergrund. Markus Lanz ist in vielen Dingen ernster gelagert als Gottschalk während seiner „Wetten Dass“-Zeit und hat wohl auch nicht viel von diesem „chit chat“- Geplänkel in sich.
Es muss einem schon liegen, wenn man, wie die amerikanischen Talkshow-Moderatoren Jimmy Kimmel oder Conan O’Brien mit den Prominenten plaudert und sich so einiges herausnimmt.
Das muss man können, da muss man der Typ für sein.
Gottschalk kam diesem „Typ“ schon ziemlich nah, hat aber nach dem „Wetten Dass…“ -Aus, auch zu kämpfen gehabt und konnte auch in seinem Promitalk „Gottschalk Live“ nicht überzeugen.
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Es wird zu jedem Format, zu jedem Sendungstyp und zu jedem Moderator und seiner Arbeit Kritiker geben. Menschen, die das vermeintlich Schlechte in den Vordergrund heben wollen.
„Wetten Dass…“ hat 33 Jahre Fernsehgeschichte hinter sich – mit guten und schlechten Momenten. Ein vergleichbares Format hat sich bis jetzt nicht gefunden und wird es wohl auch nicht geben!
Und wenn die negativen Kritiker ehrlich sind: irgendwann haben sie bestimmt auch mal Samstags vor dem TV gesessen und Gottschalk & Co. zugesehen…und wenn es nur war, um zu kritisieren…
„Wetten Dass…“?
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